Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wir geben ihm noch eine Chance

∞  6 Mai 2013, 20:26

Ein Jassgrüppchen gegenüber dem neuen Wirt, die Kunden beim neuen Metzger – eine Gruppe echauffiert sich darüber, dass was anders ist, neu, und ganz sicher nicht besser. Man ist betupft, dass so ne Neuerung an einem vorbeilaufen könnte, ist man doch der Nabel der Welt. Und wehe, wenn die Skatrunde, oder die Quartierstrassenconnection mobil macht, und sei es nur mit Worten…

Und Worte sind es ja nur, kleinmaulige auch noch oft. Manchmal hat man das Gefühl, als stünde der Kritisierte vor deren geistigem Auge tatsächlich auf einem Schafott und es ginge nur noch darum, den Scheiterhaufen mit neuem Griesgram zu entzünden.

Ich gebe ihm noch eine Chance – wie dramatisch. Das kann der Chef seinem Angestellten sagen, der grossen, riesengrossen Mist gebaut hat, dann ist die Aussage nicht nur nicht hochmütig, sondern positiv.
Wechselt ein Wirt, so muss man so mancher griesgrämig reagierenden Runde vielleicht mal vorhalten, dass mangelnde Freundlichkeit vielleicht auch mit der eigenen Stimmung am Tisch zu tun hat, und warum kritisiert man die fehlenden Kissen auf Stühlen, während man, wenn sie denn da sind, deren Farbe moniert?

Man kann in einem Sportclub die Infrastruktur gestalten und organisieren, wie man will – man hat immer einen Teil der Leute gegen sich. Gerade so, wie wenn ein bezahlter Mitgliederbeitrag irgend eine Garantie dafür wäre, dass man für den Rest des Jahres mit der Sänfte auf den Platz getragen wird.

Ich habe nicht bei der Kritik eingehängt, nicht eigentlich, sondern wirklich bei dieser Formulierung, weil sei genau das beinhaltet, was ich bei Vereinsmitgliedern immer wieder beobachte: Sie bringen ihr Kundenverhalten aus dem Supermarkt oder dem Spezialgeschäft mit in den Verein und entwickeln kein Gefühl dafür, dass hier eine Gemeinschaft mit gleichen Interessen in eine Richtung arbeitet, etwas anbietet, so dass es gemeinsam genossen und gepflegt werden kann.

Mit Chancen kann man im Alltag hausieren gehen, meinetwegen, wenn man es sich denn leisten kann. In der Freizeit (aber ja nicht nur dort) sollte man sich darauf konzentrieren, die eigenen Chancen zu nutzen und dazu beizutragen, dass sie verwertet werden. Auch mit Kritik. Aber einer, bei der man weiss, dass man morgen doch wieder kommt, und es also einfach so schön wie möglich haben möchte, notfalls eben dank freundlicher Ansagen.