Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wir bestimmen, wer wann spielen darf

∞  22 Juni 2013, 18:43

Die Zeiten des Kolonialismus sind längst vorbei. Sagen wir. Wie tief aber die Spuren sind, zeigt sich nicht nur an den willkürlichen und doch noch immer bestehenden Grenzverläufen zwischen afrikanischen Staaten: In unserem innersten Blick auf die Welt sind wir alle Kolonialisten geblieben.

Das streiten Sie ab? Mache ich auch. Ist ein Grundreflex. Aber die Ausbeutung, die Schaffung wirtschaftlicher Ungleichgewichte, die damals begründet wurde, ist nie korrigiert worden. Die daraus geschaffene wirtschaftliche Macht verschafft sich immer ihren Einfluss.

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Ein einziges Beispiel sei hier ausgeführt. Es ist eines, das gleichzeitig offenlegt, wie sehr wir alle an diesem Mechanismus beteiligt sind und ihn weiter fördern, denn wir sind “die Konsumenten”. Und weil es um uns als Konsumenten geht, richten sich die Anspielzeiten so weit wie möglich nach unseren Gewohnheiten: 21h00 und 24h00 sind für den Wanst im Fernsehsessel höchst bequem – für den Hochleistungssportler in Südamerika aber bestimmt nicht ideal, mag es in Brasilien jetzt auch nicht Hochsommer sein. Schlimmer geht immer, entscheidend aber ist unsere Sehgewohnheit. Wir bestimmen, wann sich der brasilianische Zuschauer ins Stadion zu begeben hat – sofern er die Ticketpreise überhaupt bezahlen kann. Denn die enorm hohen TV-Rechte sind ebenfalls eine Folge der Marktgewalt westlicher Konsumenten, und die Organisation, welche faktische ökonomische Relationen nicht möglichst ausschöfpend in eigenen Gewinn zu verwandeln versucht, ist noch nicht gegründet worden. Auf jeden Fall nicht im Sport und in jeder anderen Sparte, die wie eine Gelddruckmaschine tickt.