Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wie viel Gesundheit pro Kopf?

∞  6 April 2010, 20:23

Über wenig wird so gern so viel und so kontrovers debattiert wie über das Gesundheitssystem. Das ist nicht nur bei uns oder in den USA so. In Deutschland wird schon lange am Konsens gebastelt, dass eine Reform des Gesundheitswesens dringend Not tut. Doch geschehen ist nichts. Und auch bei uns steigen die Krankenkassenprämien munter weiter. Wir debattieren über zuviele oder zuwenige Ärzte, zu viel Fach- und zuwenig Hausärzte, über teure Spitzenmedizin in Krankenhäusern und viel zu teure Medikamente.

Wir diskutieren Systeme – aber nie unser eigenes Verhalten in diesen Systemen. Denn wir alle haben wohl genau das Gesundheitssystem, das wir verdienen: Wenn wir denn mal selber krank sind, dann wollen wir “das volle Programm”. Dann lästern wir nicht, sondern wir lassen uns pflastern mit dem ganzen möglichen Service-Programm der staatlichen Gesundheitsfürsorge. Also: Wir klagen auf hohem Niveau, denn ganz offensichtlich wollen die meisten keine Einschränkungen und möglichst viel Grundfürsorge. So lange das für einen Großteil der Bevölkerung erschwinglich ist bzw. vom Staatswesen gestemmt werden kann, werden wir also ausser dem Geseufzer über die Prämienerhöhungen im Herbst nicht viel Veränderung erleben. In den USA kommt nun eine bessere allgemeine Versicherung in die Startblöcke – die Gesundheitsreform ist zumindest einmal eine Krankenkassenreform. Älter werden die Amerikaner deswegen noch nicht. Hierzu gibt es eine interessante Statistik, welche die Zeit in Nr. 14, Print S. 35, abgedruckt hat. Dort werden die jährlichen Ausgaben für die medizinische Versorgung pro Kopf verglichen mit der Lebenserwartung – und zudem mit der Dicke der linearen Linie bildlich dargestellt, wie oft die betreffenden Landsleute denn pro Jahr zum Arzt gehen.
Das Ergebnis ist interessant:
Schweizer wie Amerikaner gehen pro Jahr weniger als viermal zum Arzt. Deutsche mehr als zwölfmal.
Ausgaben medizinische Versorgung pro Kopf (total, von Staat, Versicherungen und Patienten etc.):
USA Euro 5360
Schweiz Euro 3248
Deutschland Euro 2638
Durchschnittliche Lebenserwartung
der Amerikaner: 78 Jahre
der Deutschen: knapp 80
der Schweizer: knapp 82

Die Anzahl Arztbesuche dürften wohl viel mit den unterschiedlichen Vorausseztungen für eine Krankschreibung von Angestellten zu tun haben: In Deutschland muss man sich zum Arzt schleppen, in der Schweiz reicht oft ein direkter Anruf beim Arbeitgeber…
Kontrolle ist gut, Vertrauen ist billiger. Für das Gemeinwesen. Und gesünder, positiver, gemeinschaftlicher und motivierender für die Gemeinschaft…
Womit wir schon fast beim Glück und der Zufriedenheit wären, welche, wen wundert´s wirklich, mit diesen Zahlen nicht unbedingt etwas zu tun haben. Logisch, dass genau diese Aussage von meiner Frau beigesteuert wird. Sie hat gelesen, dass die Dänen am meisten zufrieden sind mit ihrem Gesundheitssystem.
Sie lassen sich die Gesundheit pro Kopf 50 Euro weniger kosten als die Deutschen und werden keine 78einhalb Jahre alt. Na und? Das ist nicht dänisch. Aber wir sollten uns wohl alle daran erinnern, dass wir in Zeiten mit einer sehr breiten Grundversorgung leben. Und dass dies wertvoll ist. Punkt. Und Prost! Warum auch nicht jetzt ein Bierchen. Ich hätte dann gerne ein Carlsberg, oder ein FAXE.