Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wie halte ich es mit meiner Arbeit?

∞  9 März 2014, 22:39

Wie es der Mensch mit der Arbeit hält, sagt viel darüber aus, ob er frei sein, sich überhaupt frei fühlen kann, oder nicht.

Muss ich die folgende Frage mit Ja beantworten, egal welchen Teil, dann habe ich ein Problem:

Bin ich meine Arbeit – oder frisst sie mich auf?

Vor allem wir Männer haben das Gefühl, nein, es ist wohl mehr als das, wir haben dieses eingepflanzte Gen, dass wir unsere Arbeit sind. Wir müssen etwas schaffen, etwas hinterlassen, der Vergänglichkeit trotzen, grossartig sein. Arbeit ist deshalb etwas, was uns entweder behindert (nicht überfordert, sondern vom wirklich Grossartigen abhält) – oder aber hoffentlich (das meinen wir ernst) grossartig fordert.

Wir sind zu Grossem bestimmt. Wir wollen keine Looser sein (dieses Etikett droht Frauen weniger). Haben wir den grossen Wurf nicht in Aussicht, bleibt uns das Pflichtbewusstsein. Zumindest das muss die Arbeit doch sein: Zu bewältigen. Die Welt ist voll von solchen Pflichterfüllern, die sich von der Arbeit verdrängen lassen.

Das tönt nun verdammt hart, ist aber eigentlich nett gemeint: Denn ich weiss, was die Arbeit aus den Pflichtbewussten macht, wenn deren Alltag wirklich bitter wird. Männer, die ihr dieses Joch spürt: Es ist vielleicht die gesellschaftliche Zeit auch für Euch da, dass ihr es wagen könnt, dürft, sollt, über Alternativen nachzudenken: Einen Schritt zurück gehen, einen anderen Weg zumindest mal in die Gedanken mit aufnehmen. Nicht glauben, es gäbe nur dieses Gefühl am alt bekannten, viel zu vertrauten und doch nicht eigen gewordenen Schreibtisch sitzen bleibenund jeden Tag etwas mehr hoffen zu müssen, nicht alt genug zu werden, dass man zu teuer und deswegen gefeuert wird. Pflichtbewusstsein ist je länger je weniger eine Tugend, mag man sich auch noch so empören, ist wieder mal jemand wo schamlos gewesen.

Berufsstolz? Das ist gut. Vielleicht gibt es ja auch ein Pflichtbewusstsein, das die innere Überzeugung aufrecht erhalten sollte, dass das Aktuelle tatsächlich nicht alles gewesen sein muss. Man sollte dafür einfach auch mal rückwärts und dann seitwärts zu denken wagen…