Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wie die Schweiz Europameister wird!

∞  27 März 2008, 06:45

Seit dem 0:4 im Testspiel am Mittwoch-Abend gegen Deutschland habe ich eine Theorie:


Die Kriegslist des Schweizer Nationaltrainers Jakob „Köbi“ Kuhn ist genial:


Mit dem unmotivierten Wechsel in der Taktik und dem heimlichen Verabreichen von Schlaftabletten an die Schweizer Innenverteidiger VOR dem Spiel von gestern Mittwoch haben wir so mies ausgesehen, dass es uns gelingen wird, die Tschechen vor dem Eröffnungsspiel in falscher Sicherheit zu wiegen: Karel Brückner wird seine Mannschaft nur zu neunt auflaufen lassen, um Kräfte fürs weitere Turnier zu sparen. Dann lässt Kuhn plötzlich die einzigen schnellen Schweizer Spieler Barnetta und Gygax tatsächlich
a) beide von Anfang an spielen und
b) von aussen kommen,
so dass die Schweizer gegen neun Tschechen den notwendigen Raum haben, um durchzustossen und den Strafraum auch zu finden. Wenn dann mal ein Tor fällt, sind nicht nur wir erschrocken, sondern die Tschechen auch. Sie wechseln hektisch drei Spieler ein und keinen aus und werden in der Folge wegen einem Spieler zuviel auf dem Platz mit einer 0:3 Forfaitniederlage bestraft, wodurch die Schweiz am Ende wegen des besseren Torverhältnisses auf Kosten von Tschechien die Viertelfinals erreichen.

Nun ist kein Halten mehr:

Der frühere Spitzenschiedsverhandler Röthlisberger wird an Stelle von Knup zum Teammanager ernannt, spricht im Viertelfinal ein ernstes Wort mit dem vierten Unparteiischen, worauf dieser am Spielfeldrand beim Stand von 1:0 für die Schweiz gegen Italien (die Italiener wollen nur die letzten zehn Minuten richtig Fussball spielen um Ihrerseits Kräfte zu sparen) schon in der 80. Minute die Tafel mit der Anzeige für die Zusatzminuten hochhebt: Allerdings steht darauf nicht + 1 Minute, sondern – 10 Minuten, worauf der Schiedsrichter die Partie pflichtschuldigst sofort abpfeift.

Der Protest der Italiener wird abgewiesen. Es handelt sich um einen Tatsachenentscheid des Schiedsrichters, der in der Tat die Partie abgepfiffen hat. Als Dank bekommt Röthlisberger 20 Tickets für das Halbfinale geschenkt, und er besteht darauf, dass diese dem “FC Bayern Weihnachtsfeier – Fanclub” weggenommen werden. Ohne die zwanzig jugendlich wirkenden weiblichen blonden Engel fehlt Franz Beckenbauer bei der Unterstützung der Mannschaft plötzlich der Zauber. Zudem lässt Kuhn komplett ohne Innenverteidiger spielen, wodurch den deutschen Stürmern die Orientierungsstangen für ihre Slalomläufe fehlen. Klose und Gomez finden das ganze Spiel über das Schweizer Tor nicht.

In der letzten Minute der Verlängerung wechselt sich Hakan Yakin selber für Marco Streller ein (sicher ist sicher), während Köbi Kuhn verzweifelt über einem weissen Blatt brütet, auf dem Spieler fürs Penalty-Schiessen stehen sollten.

Es gibt einen Freistoss für die Schweiz aus siebzehn Metern in letzter Sekunde. Die Deutschen stellen keine Mauer, weil sich alle Spieler schon darum streiten, wer gegen die Schweiz einen Elfmeter verwandeln darf und der Streit ist heftig, weil ziemlich sicher nur drei schiessen dürfen und Lehmann diesmal nicht nur halten sondern auch schiessen will. Die Aufregung ist gross, als er aus seinem Stutzen einen Zettel zieht, auf dem scheinbar die schrifltiche Zusicherung seines Trainers steht, dass er tatsächlich schiessen darf.

Hakan Yakin will zuerst wie üblich die 9 Meter 15 Abstand verlangen für den Freistoss, bis ihn Alex Frei darauf aufmerksam macht, dass gar kein Gegenspieler im Weg steht. Er ist der einzige Kamerad in der Nähe, während die anderen sich hinter den Eckfahnen zu verstecken versuchen, damit sie von den Augen ihres Trainers fürs drohende Elfmeterschiessen nicht erspäht werden können. Hakan Yakin schiesst und trifft, von niemandem ausser dem Schiedsrichter bemerkt, der den Ball zuvor frei gegeben hat. Wütende Proteste, bis sich alle am Video überzeugen können, dass tatsächlich ein Tor gefallen ist.

Im Final gegen Österreich wird alles auf den Kopf gestellt. Weil der Nationalstolz der Österreicher riesig ist und es Röthlisberger im Vorfeld der Partie geschafft hat, zusätzliche 50‘000 Tickets an Österreicher zu verkaufen, ist das Spielfeld von Zuschauern überflutet, die auf den doppelt verkauften Sitzplätzen keinen Platz finden. Als das Spielfeld endlich frei geräumt ist, hat man eine Stunde Verspätung auf den ursprünglich geplanten Kick Off. Die Organisatoren sehen sich ausser Stande, die Sicherheit länger als für 30 reguläre Spielminuten und allenfalls weitere 30 Minuten Verlängerung zu garantieren.

Sie pfeifen das Spiel beginnend mit der 61. Spielminute an. Lähmendes Entsetzen im weiten Rund. Die psychologische Barriere in den Köpfen der einheimischen Spieler und der Zuschauer ist durchschlagend. Nachdem die Österreicher alle Vorbereitungsspiele durch ein Schwächeln in den letzten dreissig Minuten noch verloren haben, und das Finale nur erreichten, weil sie in allen Endrundenspielen bis zur 60. Minute mindestens 4:0 führten, schwindet schon mit dem Anpfiff aller Mut und die Beine werden schwer. Ein einziges langes Seufzen aus 100‘000 Kehlen begleitet den Auskick Benaglios, bei dem in der 89. Minute die Kugel auf der von Alex Frei blank gegrätschten Kreidelinie des Sechzehnmeterraumes aufspringt und dadurch so viel Drall bekommt, dass er sich hinter dem zu weit heraus laufenden Torhüter ins Netz senkt.

Die Schweizer jubeln und die Österreicher sind stolz, zum ersten Mal seit Jahren in den letzten dreissig Minuten des Spiels nur ein Gegentor bekommen zu haben.

In beiden Nationen wird das Fest “ohne Hast bei Fremden” gefeiert und die beiden Regierungen beschliessen zur Stärkung der Verbrüderung ein neues Bankgeheimnis, das Liechtenstein zur Nachahmung angeboten wird, vorausgesetzt, der Konditionstrainer des FC Vaduz wird an Österreich abgetreten und der Fürst von und zu Liechtenstein verpflichtet sich, unter allen ausländischen Bankkunden nach möglichen Schweizer Wurzeln zu suchen, deren Nachwuchskicker für die Schweiz in Frage kommen.

Angela Merckel überzeugt die EU, sämtliche Steuerdaten aus Liechtenstein als inexistent zu betrachten, es sei denn, sie sind als echt und verwertbar durch das liechtensteinische Fürstenhaus beglaubigt und frei gegeben. Die Vorherrschaft Österreichs und der Schweiz im internationalen Fussball muss verhindert werden. Es wird schwer genug werden.

Röthlisberger wird neuer Präsident des Fussball-Verbandes und Zuberbühler Ehrentorwart der Schweizer Nati auf Lebenszeit. Auf einem Video, das mit Einverständnis des Schweizer Fernsehens sofort im Banktresor des Fussballverbandes eingeschlossen wird, ist zu erkennen und zu hören, wie Zubi sich in der entscheidenden Szene hinter das Tor der Österreicher geschlichen hatte und dem Torwart zurief: Lauf raus, weiter raus – und dann leise: so habe ich den Ball auch unterlaufen… (letzteres ist durch Lippenleser bestätigt worden und durch schmerzliche Erinnerungen, die sich so allerdings in einen Erfahrungsschatz verwandeln konnten, der matchentscheidend wurde).

So wird die EM in die Geschichte eingehen – als der letzte grosse Sieg Zuberbühlers, ohne dass er eine Minute gespielt hätte.



Fundstück: Die beiden Besten in zwei sehr unterschiedlichen Mannschaften: Gökhan Inler und Mario Gomez, aus einer Bilderstrecke der sueddeutsche.de