Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wer führt in unserem Leben Regie?

∞  30 Mai 2014, 13:47


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Wir preisen die Selbstbestimmung – und folgen den Anforderungen, die an uns gestellt werden.
Wir wollen die Freiheit in der Beziehung, und leiden unter fehlender Verbindlichkeit, ohne es womöglich rechtzeitig zu merken.
Wir haben Erfolg, weil wir hart arbeiten, wie wir glauben, und haben alles im Griff. Die Umstände, die für oder gegen uns sind, erkennen wir erst, wenn der Erfolg ausbleibt.
Wir sind zu stolz, um uns dem Leben unterzuordnen – und verlernen die Demut, die uns danken lässt – oder aushalten.

Wir leben, so lange so gut wie wir können und haben für die letzte Frage je länger je weniger Antworten. Dass wir solche Antworten zum Tod und seinem Sinn und dem Danach nicht haben, bedeutet vielleicht, dass wir aufgeklärter sind, was dahergesagte Glaubensinhalte betrifft – aber können wir Spiritualität überhaupt noch erkennen? Lassen wir offene Fragen zu, und darüber hinaus Lösungsansätze, die so wenig rational sind wie unsere Verdrängung vor dem Ende der irdischen Existenz?

Wie halten wir es mit spirituellen Ansprüchen an unser Leben, die darüber hinaus gehen, uns gut zu fühlen in einem Yoga-Workshop oder einem Zen-Meditationswochenende? Eine gute Zeit haben im Diesseits – das ist das, was wir greifen können. An eine Selbstfindung, die darüber hinaus geht, die hinüber blickt, wagen wir uns nicht, denn wir pflegen mittlerweile in allem nach Garantien zu fragen. Und je weniger Sicherheit uns die Kirche oder auch – materiell – der Staat zu geben im Stande ist, um so mehr kompensieren wir das mit einem Wohlfühlleben, das uns verdrängen lässt, was wir eh nicht glauben, wissen zu können.

Ich frage mich manchmal, ob sich mit dieser Art des Lebens nicht auch unser Sterben wandelt? Längst nicht jedes Leben endet mit einem bewussten Schritt nach drüben, in einem Erleben dieses Moments. Wird er immer gleich erlebt? Endet die Illusion in unserem diesseitigen Bewusstsein, oder gibt es jenseits einen Moment des Bedauerns, nicht mehr aus diesem Leben gemacht zu haben?

Es regnet in Strömen. Es ist Beerdigungsweter. Wie passend.