Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wenn Pensionskassen ihre Administrationskosten entdecken...

∞  25 Januar 2011, 20:29

Wie kann es sein, dass Pensionskassen ihr Stimmrecht als Grossaktionäre nicht ausüben wollen?



Die Aktionärsstiftung Ethos will durchsetzen, dass institutionelle Anleger Ihr Stimmrecht an den Generalversammlungen der Aktiengesellschaften, an denen sich diese mit Aktienkäufen beteiligt haben, auch ausüben.

Hintergrund ist auch hier noch immer die Diskussion um überzogene Bonuszahlungen ans Management und an Verwaltungsräte. Wie Ethos richtig erkannt hat, würde die gesetzliche Pflicht, dass Managersaläre bzw. -Boni an der Generalversammlung den Aktionären zur Genehmigung vorgelegt werden müssen, nicht genügen: Ganz offensichtlich sind auch institutionelle Anleger wie z.B. Pensionskassen oft nicht an Generalversammlungen präsent und stimmen, wenn überhaupt, per schriftlicher vorgängiger Erklärung pauschal “im Sinne des Verwaltungsrates”.

Die heutigen ersten Stellungnahmen von Pensionskassen sind denn auch bezeichnend: Man ist entschieden gegen eine solche gesetzliche Klausel, “weil eine solche einen hohen administrativen Aufwand verursacht”.

Wir halten dann mal fest: Die Pensionskassen, welche das Geld der Bürger, die sich über die Diskrepanz der Lohnsummen enervieren, im Sinn und Interesse dieser Bürger in Aktien anlegen, oft in Dutzenden von Mio CHF pro Aktie, finden den bürokratischen Aufwand, durch eine leiblich anwesende Person tatsächlich an einer Generalversammlung über die Geschäfte und Lohnsysteme abzustimmen, übertrieben.

Deutlicher könnte nicht gezeigt werden, wie sehr diese Anleger Teil des Systems sind und sich personell den Managern sehr viel näher fühlen als den durchschnittlichen Sparern und Anlegern .

In solchen Reaktionen kommt zum Ausdruck, wie sehr die Finanzwelt das Geld der Sparer will, aber gleichzeitig jedes Gespür für die tieferen Befindlichkeiten der Versicherten vermissen lässt. Die Signale, die mit solchen Äusserungen ausgesendet werden, sind entlarvend – und in ihrer offensichtlichen Botschaft alarmierend. Der Grossteil der Bevölkerung wird sich so je länger je mehr als schuftendes Rädchen in einem System verstehen, mit dem andere das grosse Geld verdienen.
Vielleicht war das schon immer so. Aber noch nie haben so viele so grosse Player in diesem Spiel so offen so wenig Feingespür gezeigt. Es ist wohl mit der Gier bzw. mit dem kruden Selbstverständnis, einer Elite anzugehören, abhanden gekommen.

So was rächt sich früher oder später. Nur bezahlen dann alle anderen wieder mit. Wie immer.

Herrschaft Sackzement! Das System der beruflichen Vorsorge, die mehrfache Absicherung fürs Alter ist eine an sich so soziale und dem Arbeits- und Sozialfrieden dienende Idee – wie kann es da sein, dass gerade Pensionskassen so sehr zu Supertankern werden, dessen Kapitäne sich darum foutieren, wessen Fracht sie an Bord haben?