Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Wenn nun die Anderen nicht so viel anders sind?

∞  13 März 2007, 18:52

Leider lebt man in Europa und den USA nach dem Prinzip: Man redet miteinander, weil man sich versteht, und nicht, damit man sich versteht. – Aktham Suliman

Spontane erste Reaktion: Betroffenheit. Reflexartig folgt dann die Gegenfrage: Und im arabisch-muslimischen Raum ist das anders?

Um der Angst vor den für uns nicht verständlichen Tendenzen der Islamisierung zu begegnen, wird uns aber nur das Gespräch bleiben. Nur in der Begegnung kann die diffuse Angst vor dem und den Fremden abgebaut werden. Und das Gesprächsangebot muss (auch) von uns kommen. Denn wir sind die Reichen. Unsere Diskussionen kreisen um die Zulässigkeit von SUV-Fahrzeugen zu nicht verteuerten Verkehrssteuern, während islamische Staaten um die Autonomie bei der Verwertung der eigenen Rohstoffe kämpfen.

Wir predigen den Staaten im nahen Osten die Demokratie, versprechen allenfalls den Frieden und meinen die Sicherung der wirtschaftlichen Interessen und damit unseres Wohlstandes.

Dass wir als wirtschaftliche Macht als Aggressor gesehen werden, darf uns nicht verwundern. Wir müssen mithelfen, die gemeinsamen Worte und Ideale zu suchen, die gar nicht so weit weg liegen.

Vielleicht wäre für einmal einmal ein segensreicher Beginn der Annäherung denkbar zwischen gemässigten Muslimen und engagierten aber nicht missionarischen Christen (die Gleichgültigen helfen uns hier nicht weiter)? Das Wissen um die Essenz islamischen Glaubens ist in jedem Fall in vielen christlichen Kreisen sehr viel höher als in der Politik oder der säkularisierten Gesellschaft ganz allgemein. Ob es beim Verständnis genau so aussieht, ist die Frage.

Die Bereitschaft zur Begegnung wäre erst einmal aufzubringen, auf der Tatsache, dass beide Kulturen eine monotheistische Religion vertreten und auch sonst sehr viel mehr Gemeinsamkeiten im Weltbild haben, als sie selbst glauben. Wie viel wäre schon gewonnen, wenn es gelänge, eine Kultur des Zuhörens und offenen Fragens aufzubauen!

Es ist Zeit, dass wir unsere Lebensverankerung, so wir sie denn in unserem Glauben finden, im Austausch zur gegenseitigen Stärkung pflegen, statt in der Bekämpfung. Ansonsten muss wirklich – aus gesellschaftlicher Sicht – auf den radikalen Humanismus gehofft werden.