Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Weihnachtsfeiern in Altenheimen - neue alte Gewohnheit

∞  22 Dezember 2013, 22:32

Warum auch immer: Alte Menschen begleiten mich durch mein ganzes Leben. Und damit Besuche in Altenheimen auch. Irgendwie sind sie mir vertraut geworden. Dass das nicht gerade ein sexy Thema für Blogs und damit für jedermanns Lektüre sein muss, ist mir bewusst. Wir können aber noch so darauf drängen, das eigenständige selbstbestimmte Leben anzustreben – der Mensch denkt und Gott lenkt, und ein kleiner leiser Schlag im Hirn, eine Streifung kann genügen, und plötzlich ist alles anders. Plötzlich ist man Kind, fehlt Mobilität, Orientierung, oder schlicht die Energie, selbst und allein noch zu funktionieren.

Nach dem Tod meiner Mutter im Sommer hätte ich nicht gedacht, dass ich gleich nahtlos wieder eine Weihnachtsfeier in einer Pflegeeinrichtung erleben würde. Mittlerweile habe ich die Weihnachtsgeschichte wohl nirgends so häufig vorgetragen bekommen wie in Altenheimen. Zu entsprechenden Erinnerungen gehören ganz schlimme Veranstaltungen, bei denen mir kalt wurde, und ganz warmherzig sinnlich herzliche Feiern mit vielen glücklichen Gesichtern. Immer aber ist da diese einfache Geschichte, die uns einmal anrührt, und beim nächsten Mal wie eine Zeitungsmeldung (nicht) so richtig zur Kenntnis genommen wird. Diesmal war die Geschichte des hilflosen Gotteskindes nicht so wichtig wie das Gefühl einer führenden Hand, welche die Pflege und Unterstützung für uns zur richtigen Zeit in der richtigen Tiefe verfügbar sein liess. Mir kommt es manchmal so vor, als würde Gott mit seiner mächtigen Hand ganz sanft mein Schwiegerväterchen anschieben, wobei diese Pranke eine Sorge walten lässt, die ich nicht fassen kann:

Wir haben den Besuch zur Weihnachtsfeier nicht hinter uns gebracht, wir haben ihn gelebt. Seit knapp zwei Wochen im Heim, war vielleicht gerade dieser Tag so was wie ein Ankommen für die Beiden. Wieder konnten wir Vieles erklären, etwas Angst nehmen, Sorge tragen, und wieder erlebten wir grosse Dankbarkeit. Was nicht verstanden wird, schlägt nicht in Ärger um und nicht, jetzt nicht, in Misstrauen, und ich bin sehr guten Mutes, dass dies auch nicht geschehen wird.

Und was heute ganz besonders schön war: Wir konnten sehr freundliche und hilfreiche Kontakte zu anderen Angehörigen aufnehmen und auf diesem Weg erfahren, dass wir mit unseren Erfahrungen und eigenen Unsicherheiten nicht allein sind. Das hat auch uns gut getan.

Frohe Weihnachten!