Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


WEF - Wenigstens reden sie zu einander

∞  24 Januar 2013, 18:27

istockphoto.com/Lazarev

In Davos hat wieder mal das WEF begonnen. Ich habe die Ablehnung dieser Veranstaltung nie richtig verstehen können. Wie bitte soll sich denn eine Veränderung einstellen, eine Verständigung ergeben können, wenn sich die Mächtigen dieser Welt nicht genau bei solchen Veranstaltungen treffen und austauschen?

Kommunikation ist alles, und wenn ein Verkäufer weiss, dass ein zwangloses Gespräch in lockerer Atmosphäre manchmal das Eis bricht, so ist dies einem Politiker wie auch einem Wirtschaftsführer erst recht bekannt.

Die Menschen, die glauben, alles schon zu wissen, sind nicht unbedingt an den Pyramidenspitzen der Hierarchien anzutreffen. Dort wird nur mehr abgewogen, aber es ist gar nicht so abwegig, anzunehmen, dass gerade diese Personen sich an solchen Veranstaltungen am ehesten daran erinnern, welche Bedeutung und Verantwortung sie im Grunde tatsächlich für die Welt haben. Oder hätten. Und ich bin mir nicht so sicher, dass sich nicht sehr viele dieser Pinguine und Deux-Pièce-Repräsentantinnen wünschten, man könnte sich zu mehr gestalterischem Willen im Sinne der Allgemeinheit finden.

In der Tatsache, dass die Welt sich weiter immer harziger dreht, auch nach diesem Forum, liegt kein Grund, solche Veranstaltungen nicht durchzuführen – im Gegenteil.

“Wir leben jetzt auf Kosten künftiger Generationen”.
Axel Weber dieser Tage am WEF in Davos.
Quelle: welt.de via mycomfor


Und der Ex-Bundesbankchef rechnet mit der Euro-Rettungspolitik ab…

Wir haben keine Kinder. Aber ich denke manchmal, ich würde verzweifeln, hätte ich welche und müsste mir deren Perspektiven ausmalen…

Und dann schaue ich sie mir an, die Väter dieser Welt, die ich kenne, und ich staune: Diese Gelassenheit, dieser Glaube, dass schon alles gut komme, diese Fähigkeit, ein bisschen was zu ändern, ein wenig bewusster zu leben und dann mindestens so resolut darüber zu reden – während dahinter die Erkenntnis hockt, dass ja eh nichts zu ändern sei, und wann, dann bitteschön was? Wir leben alle noch immer wie unter einer Käseglocke. Und niemand mag sich vorstellen, sie könnte eines Tages bersten. Wird schon gut gehen.

Es fällt mir schon schwer, zu sehen, wie ich als Menschenbürger mit der Welt umgehe, wie wenig Verantwortung ich im Grunde übernehme… aber als Vater? So viel Verdrängung könnte ich wohl nicht leisten…

Wo sind sie, die Proteste für eine Welt, die an unsere Kinder denkt und auf nichts so viel Wert legt wie auf die Perspektiven der nachrückenden Generationen? Keine Ahnung. Aber wenn man sich hin stellte, mit dem Plakat in der Hand und den notierten Fragen drauf, ja, dann würde man sich aus dem Einzelrennen nehmen – in dem man sich sieht. Sich sichern, was einem zusteht. In Job, Freizeit und Konsum. Was bleibt da übrig für die Welt, für die Nächsten, als das eigene Gärtchen, das weiterhelfen soll und kann. Hoffentlich.