Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Was führt zur Leere? (2)

∞  12 Mai 2007, 22:01

Gedanken über die tiefere Leere in 6 Teilen, wobei ich auch am Ende erst am Anfang der Erkenntnis stehe, dass diese Leere nicht zu fürchten ist, sondern willkommen sein darf


Sind es nicht fast immer Verlustgefühle, die uns der Leere aussetzen? Eine Freundschaft, die bricht kann das genau so sein wie der Verlust einer oberflächlichen Orientierung, die neuen Lebensfragen nicht standhält (Verlust einer Sicherheit, die eben keine war…).

Ich glaube eigentlich, dass diese Leere vielmehr eine Erkenntnis ist, die hinter jenen Dingen zu finden ist, die wir gemeinhin als Lebenserfüllung ansehen: Familie, Freundschaft, berufliche Befriedigung, Wohlstand, Sicherheit.

Alle diese Lebensqualitäten sind wandelbar, ja umstossbar. Wie ein Teppich, der unter den Füssen weg gezogen werden kann. Gegen diesen Teppich ist überhaupt nichts zu sagen. Er tut unseren nackten Füssen gut. Es ist angenehm, auf ihm zu gehen und es mag schön sein, ihn zu pflegen.

Er ist aber nicht wirklich der Grund unsere Seele. Dort wartet eine aushaltbare Leere, die wir mit keinem Verstand, ja nicht mal mit einer Sinngebung unserer Existenz füllen müssen. Diesen Grund können wir vielleicht gar nicht erdenken. Nur erfahren. Durch Meditation, Erleuchtung, Wahrheitsfindung jenseits rein logischer Überlegungen, aber diesseits unserer Sinne.

Wird der Teppich weggezogen, fallen wir – ob ins Bodenlose oder auf den festen Grund, das hängt davon ab, ob der Teppich ein fliegender war oder ob er eben schon Bodenhaftung hatte:

Wie stark sind wir im auf uns selbst gerichteten Blick, im Umgang mit unserem Selbst, mit uns im Reinen?

Was wissen wir über uns selbst,
ohne dass uns das jemand zu sagen braucht?
Was in uns ist uns so lieb,
dass wir es uns nicht schlecht machen lassen
von äusseren Umständen, Urteilen oder entzogener Wertschätzung, ja gar Liebe?

Was fühlen wir in uns, das uns über jeden nächsten Tag hinaus trägt und jene Weisheit in sich hütet, von der wir vielleicht selbst nur etwas ahnen, weil wir uns nicht erinnern können, das in diesem unserem Leben gelernt zu haben?