Was die Grossen so gross sein lässt: Respekt
Das waren noch Zeiten, als die Flegel das Männertennis dominierten, nicht wahr? Die Wut- und Schreikrampfausbrüche von John McEnroe gelten ja schon als legendär. Aber auch sein Antipode Jimmy Connors konnte zur Tarantel werden:
Brad Gilbert beschreibt in seinem Buch “Winning Ugly” ein Endspiel, in dem er Connors endlich am Wickel hatte. Genau genommen und rechtens war das Spiel vorbei. Der Matchball gespielt, Gilbert steht am Netz und will von Connors das Shakehands empfangen, die Gratulation zu Gilberts Sieg. Und was macht Connors? Er denkt gar nicht daran. Beginnt zu toben, zu wüten, Linienrichter und Ballbuben zu beschimpfen. Der Ball, der nicht mal knapp an der Linie war, den sah nur Connors anders. Das Publikum johlte und buhte, aber ihm gefiel auch das Spektakel. Und nach einer Ewigkeit hatte Connors auch den Schiedrichter so weit: Der liess den Punkt nochmals ausspielen. Brad Gilbert war so verdattert und fassungslos, dass er keine Chance mehr hatte und das Spiel, das doch schon gewonnnen war, noch verlor…
Heute wären solche Geschichten undenkbar. Wir haben vielmehr eine Zeit hinter uns, in der man Federer und seine Konkurrenten als Langweiler bezeichnete und maliziös die vermuteten Werbeeinnahmen zu anderen Sportgrössen aufrechnete und meinte, es gäbe keine Stars, die Herren Tennisspieler liessen den (amerikanischen) Zuschauer kalt, sie hätten “kein Gesicht”. Das ist vorbei. Kalter Kaffee. Geschmolzener Schnee.
Die Gegenwart kennt zwei Rivalen, die alles überstrahlen. Es gab eine Zeit, da hat Federer den Jüngeren bei gemeinsamen Autogrammstunden dazu anhalten müssen, nicht zu früh zu verschwinden. Auch dies ist längst vorbei. Nadal hat sehr gut begriffen, worum es geht und welche Aufgabe ihm als Stern am Tennishimmel zugedacht ist.
Der Spanier und derSchweizer haben 21 der letzten 23 Grandslam-Turniere gewonnen – eine unglaubliche Serie. Und die beiden sind auch so gut, weil sie den Wert des Kontrahenten für das eigene Spiel erkennen: Sie machen sich gegenseitig laufend besser, setzen immer wieder neue Massstäbe. Was die Spieler verbindet, ist: