Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Was Besseres (zu) tun?

∞  7 Juli 2010, 13:07

Hätten Sie auch besseres zu tun als das, was Ihnen aufgezwungen wird?

Seien Sie sich da nicht zu sicher:
Die Krux an der freien Zeit ist, sie wirlich frei zu halten. Und damit tatsächlich zufrieden zu sein. Denn plötzlich liegt es scheinbar an mir, was ich daraus mache. Und das ist nie genug. Oder nie genug frei. Wer einen Hang zur Unzufriedenheit hat, wird ihn nicht los, wenn alle anderen los lassen und damit die Gründe wegfallen, die vermeintlichen, unzufrieden zu sein. Es lässt sich in allem, was geschieht, oder in allem, was nicht geschieht, ein Sinn entdecken. Oder vermuten. Sich das Leben als eine Linie zu denken, als einen Faden, ist nicht verkehrt. Ich bin noch nicht mal sicher, ob es konstruiert ist. Ich glaube vielmehr, dass es diesen Faden als erkennbare Linie gibt. Dass uns nichts geschieht, was uns nicht etwas zu sagen hat. Zufall nur als ein Ausdruck für die Blindheit, mit der wir durchs Leben stolpern?
Was, wenn wir nie mehr sehen können, als wir sehen sollen? Wenn der vermehrte, wiederholte Blick auf das Gleiche mindestens so neu sein kann wie das neue Ereignis, das es gar nicht braucht, um uns lebendig zu machen?
Warum verknüpfe ich Erwarung immer mit einem Imperativ an mich selbst? Warum gebe ich der Neugier, ganz wertfrei, nicht mehr Raum und lasse mich überraschen.
Stellen Sie sich mal vor: Sie gehen durch ihren Tag, ganz bewusst, von morgens früh bis spät abends, und sagen sich selbst, dass Sie das Zeug haben, sich selbst überraschen zu können – und überrascht zu werden. Wetten, dass Sie einen spannenden Tag erleben? Ganz egal, wie überfüllt oder entleert er sich zuvor angekündigt hat.