Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Was bedroht unsere Kultur, wenn nicht wir selbst?

∞  11 Mai 2007, 17:28

Immer wieder diese in den Medien gestellten Fragen:

Übernehmen die Muslime die Schweiz?
Ist der Islam eine Gefahr für unsere Kultur, unsere Religion?



Mal ehrlich: Eine Gefahr sind wir höchstens für uns selbst. Mit unserer schwammigen Beliebigkeit. Die Kultur einer Gesellschaft besteht aus ihrer inneren Schöpfungskraft: Was fördert sie an Gestaltendem und die Menschen Verbindendem zu Tage? Was beschäftigt sie, mobilisiert sie dazu, sich zu wandeln, zu entwickeln?

Satte Gesellschaften finden sich nun mal viel leichter in der gemeinsamen Abwehr wieder, statt im gemeinsamen Auf- oder Ausbau. Der Reflex, die Reaktion liegt immer vor der Aktion. Sie braucht auch weniger Exponierung, die Nase muss nicht so sehr in den Wind gehalten werden.

Warum aber empfinde ich so manches Statement der sogenannt Toleranten als ebenso katastrophal lau wie die obigen Schreier katastrophal borniert? Weil gerne die freie Gesellschaft und deren Gesprächskultur und Demokratieverständnis betont wird und also alles Fremde willkommen sei, wobei dann auch nicht genauer hingesehen und abgewogen wird: Werte müssen nämlich sehr wohl verteidigt werden, und notfalls entschieden. Nur bedingt das, dass man diese Werte wirlich in sich trägt und sich dafür auch engagiert – statt sie nur als Luxus erhalten sehen zu wollen – als Freipass für jene Unbekümmertheit, die uns Zielgruppe für die Konsumwirtschaft sein lässt. Auf dass wir miteinander wenigstens noch über unseren “Lifestyle” reden.

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