Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Warum hier weiter bloggen? Und wie?

∞  18 Oktober 2008, 17:56

Bloggend dem Warum nachspüren?


Vier Jahre lang habe ich nun also ein Blog geführt, und zwar als eine Art Logbuch der eigenen Gedanken, geführt im Web (ein Weblog eben), mit dem breitest möglichen Spektrum. Was treibt uns alle denn so um im Leben, über alle Tage eines Jahres gesehen? Eine ganze Menge. Genau. Nicht in allem, was einen beschäftigt, ist man Experte. Wobei auch für ihn alte Fragen unbeantwortet bleiben oder neue zu stellen sind. Als Antrieb für das weitere Nachdenken, gewissermassen.

Zeitgeschichte, oder auch nur Zeitgeschehen hat dabei je länger je mehr Platz eingenommen auf diesen Seiten. Eine persönliche intellektuelle und emotionale Verstrickung in ein Projekt wie FACTS2.0 war dafür eine Art Brandbeschleuniger, die Lust an der Debatte bekam Raum und rieb sich am inneren Versuch, Linie und Tiefe zu wahren. Doch je länger je mehr hat mir die Ruhe gefehlt, das momentane Geschehen wie das persönliche Erleben auf die Ebene zurück zu führen, wo wir alle zu fragenden Experten unserer eigenen Lebensentwürfe und Lebens- und Weltbilder werden:

Wer bin ich? Woher komme und wohin gehe ich? Warum lebe ich?
Ob wir wollen oder nicht, wir es gedanklich bewusst angehen, ob wir unsere Stimmung bewusst davon beeinflusst sehen, ob wir uns in der Sinnfrage umgetrieben oder positiv herausgefordert fühlen, immer beeinflusst ein Fragewort unser Sein und die Wertigkeit, die wir ihm zuordnen:

Warum?

Wenn wir in jedem neuen Geschehen, jeder aktuellen Lebenssituation die Frage stellen, ob wir glücklich oder tief zufrieden sind, so ist mit der Antwort verbunden, ob wir in dem, was unser Dasein bestimmt, einen Sinn erkennen und diesen bejahen können. Für eine momentane Leichtigkeit mag es ausreichen, dass uns die Frage gelassen bleiben lässt, weil sie uns im Moment nicht kümmert. Dauerhaft aber fordert sie eine Antwort oder eine Haltung, in der wir dieser Frage zu begegnen versuchen.

Der Mensch als denkendes Wesen, das sich von jedem Säugetier unterscheidet und die Entwicklungsgeschichte zum Urheber der Zivilisation durchlaufen hat, lässt sich genau daran festmachen:
Er ist das einzige Lebewesen, das nach dem Warum fragt.
Ich möchte mich diesem Phänomen wieder mehr widmen, mich mit meinen Fragen beschäftigen, sie aushalten, und mir die Zeit lassen, um sie jenseits der Tagesaktualität, aber durchaus durch sie angeregt, immer wieder neu zu stellen und nach Antworten zu suchen.

Daher habe ich einen starken Wunsch, den ich dem fünften Jahr meines Bloggens voran stellen möchte: Ich möchte mir für meine Einträge mehr Zeit lassen. Und damit aus der inneren Routine ausbrechen, die mich darauf achten liess, wirklich täglich etwas Neues online zu stellen. Keine solchen Zwänge mehr. Ich habe hier keinen Abgabedruck. Und im Hintergrund werde ich mir die Zeit schaffen, die es, theoretisch, doch möglich macht. Ich will sie aber zuerst dafür nützen, mehr zu lesen. Nicht noch mehr Zeitungen. Sondern Bücher. Und Blogs. Ja, genau, Blogs: Es gibt nämlich, wie ich glaube, durchaus so was wie eine neue Textgattung, die dem Blogeintrag entspricht. Dem möchte ich nachforschen. Eine Einladung zur Beteiligung folgt zu gegebener Zeit.




Warum nur ist mir dieses Schreiben hier so teuer? Ich werde nun mit grossem Vergnügen und eben so grosser Dankbarkeit diesem Gedanken noch ein Weilchen nachhängen. Und wünsche ein schönes Wochenende! Vielleicht mit dieser Frage:

Was ist denn Ihre liebste Freizeittätigkeit, also die Tätigkeit, die Sie Ihre Freizeit als freie Zeit erleben lässt? Viel Spass beim Nachspüren und Vertiefen – und: Just do it!


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[Bildquelle: kontemplativ.de ]




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