Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Vor den eigenen Texten

∞  27 Dezember 2007, 17:37

Der zeitweilige Ausdruck früherer Einträge für meine internetunkundige Mutter lässt mich nicht immer, aber doch gelegentlich nochmals in aller Ruhe das Geschriebene wieder lesen.

Im Gegensatz zu früheren Gelegenheiten, in denen nichts gut genug war, um nicht im Papierkorb zu landen, stelle ich nun fest, dass ich zum Teil ganz verwundert vor meinen eigenen Gedanken sitze – und vor der Art, wie ich sie ausdrücke.

Selten bin ich knapp genug, will immer etwas glänzen und mache ausladende Schleifen im Ausdruck – aber ich bin ich und fühle in den Zeilen mein Inneres, was mich zufrieden macht. Das zweite schreckt mich nicht und das erste ist ein Ansporn, am Stil zu feilen.

Im Ganzen aber ist das Schreiben für mich zu einer Ausdrucksform geworden, die ich pflege wie nie zuvor. Vielleicht bin ich mit einem Gitarrenspieler zu vergleichen, der, erwachsen geworden, plötzlich gerne übt, während er früher dazu verpflichtet wurde, sich gedrängt fühlte oder irgend einer vorgedachten Prüfung nicht Stand zu halten glaubte. Jetzt aber zählt für ihn nur noch, was dabei mit ihm geschieht – und plötzlich fragt er hörend nicht mehr nach dem richtig gespielten Ton, sondern lauscht dem eigenen Spiel, auf der Suche, was daran sein Eigen ist, unverwechselbar und von ihm so erkannt.
Und während er spielt und lauscht, staunt er zuweilen über den Schwung einzelner Akkorde und Melodienbögen, mag ansonsten auch das Gefühl drückend bleiben, der Kunst des Spiels mehr Zwang anzutun, als gut für die Töne wäre.