Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Von Menschlichkeit und anderen goldenen Prinzipien

∞  4 Januar 2009, 19:38

Wir kennen das doch alle: Über die Jahre haben wir uns Prinzipien angeeignet, an denen wir uns orientieren wollen, die sich für uns bewährt haben und die es uns möglich machen, abends in den Spiegel zu schauen und ohne Scheu sagen zu können: “Der Tag war in Ordnung – und ich auch.”
Und nach solchen Tagen und den folgenden Nächten steht man auch gerne wieder auf, blickt in den Spiegel und sagt sich: “Der Tag kann kommen.”

Es gibt aber keine Garantien, dass die Tage die Bestätigung dafür liefern. Und manchmal sind die Knüppel, die uns zwischen die Beine geworfen werden, so dick und so fies, dass wir bös auf die Nase fallen. Und auch wenn wir wissen, dass wir unsere Prinzipien und Grundsätze ja genau deswegen hoch halten, weil keinerlei Unterstützung von aussen wirklich käuflich ist und uns garantiert wird, können wir schon mal verzweifeln und fragen: Was hat sich denn alles gegen mich verschworen? Es gibt keine Garantie, nicht ungerecht behandelt zu werden. Vom Schicksal nicht und von den Menschen schon gar nicht. Was bleibt ist der stete Versuch, sich selbst zu prüfen und solche Unbill zum Anlass zu nehmen, die eigenen Wahrheiten zu überprüfen – und sie dann um so mehr für sich selbst zu bekräftigen.

Vielleicht geben wir gerade dann, in diesen schwierigen Momenten, ein Beispiel, das bei Mitmenschen hängen bleibt, ohne dass wir die Distanz und den Nerv hätten, es selbst zu bemerken.
Was ich aber in jedem Fall kann, ist, glückliche Momente, wie ich sie jetzt gerade erlebe, wo mich Menschen ganz ohne Vorbehalte und aus schlichter Freude an einer Idee unterstützen, zu erkennen und dankbar zu feiern. Es ist tatsächlich erstaunlich und nicht zu verdienen, wie selbstlos Menschen in der Lage sind, ihre Hilfe anzubieten. Man sollte gar nicht erst versuchen, es hier und jetzt sogleich und in gleicher Währung zurück zu geben. Man kann nur danken dafür und sich in einer Art Demut üben: Im Erkennen, dass das Leben auch mal zurück zahlt, was ich selbst gegeben habe, wobei ich gleichzeitig weiss, dass das nie alles war, was ich hätte tun können. Und hier ist nicht die “Leistung” in der gesellschaftlichen Hackordnung gemeint, sondern die Ernsthaftigkeit in der persönlichen Begegnung, z.B., also die so genannt “weichen Faktoren”, wie das Betriebswirtschaftsfachidioten schon mal nennen.

Diese weichen Werte (die doch die härteste Währung bilden, die ich kenne), ein gerütteltes Mass an Menschlichkeit, erlebe ich zur Zeit, und ich versuche, diesen wundervollen Kreislauf nicht zu unterbrechen, sondern die empfangene Energie weiter zu geben.

Das kann in Internetprojekten schwieriger umzusetzen sein als in Begegnungen mit Blick- und Hautkontakt. Aber in jedem Mail können wir mehr sagen als nur Worte.

Sitzt gerade ein Engel neben Ihnen, der eine ganze Menge von Ihnen hält? Sagen Sie einfach mal wieder Danke. Und geniessen sie es ruhig, respektiert und willkommen zu sein. Es wird nicht zum Schaden jener Menschen sein, denen Sie als Nächstes begegnen. Egal in welcher äusseren Form.





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Selbstlosigkeit - das Selbst los lassen und sich gewinnen...