Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Von der Liebe in den eigenen Widerhall...

∞  19 Januar 2011, 19:30

Von Parlamentarierarbeit, oder was die in Brüssel dafür halten.



Heute abend habe ich Auszüge aus einer Debatte des EU-Parlamentes gehört, in der verschiedene Parlamentarier den ungarischen Ministerpräsidenten für das neue ungarische Mediengesetz abgewatscht haben.

Die Voten waren voller Pathos, haben geradezu vor Entrüstung geschäumt und das Moralin tropfte aus jedem Satz. Man konnte regelrecht physisch spüren, wie begeistert sich die Redner selber zugehört haben, ein jeder von ihnen trotz Mikrofon mehr schreiend als redend.

Dass es hier in der Sache tatsächlich um eine höchst problematische Entwicklung in Ungarn geht, macht das Ganze eher schlimmer denn besser: Ich unterstelle den meisten Rednern in solchem Zusammenhang das Abhandenkommen jeden Versuchs, sich dabei nicht in erster Linie selbst zu gefallen. Und das ist ja hier so leicht, bei einem Thema, bei dem man doch gar nicht anderer Meinung sein kannn und nicht weniger als das Freiheitsrecht der ganzen Menschheit auf dem Spiel steht. Und so hauen sie alle in die Kerbe der Entrüstung, an einem Ort, an dem das nichts kostet und man endlich mal wieder mit dem Finger in eine Richtung zeigen kann.

Ja, die Demokratie kennt Gefahren. Eine Mehrheit, die absolut wird, ist für jede Staatsform schlecht. Und damit auch für die Medien. Rhetorik aber hilft hier nicht weiter.
Und wenn es Einmischung braucht, dann nicht als nummerierter Schreihals in der Perlenkette sich drängelnder Protestredner, sondern Knochenarbeit: Beobachtung, Diskussion, Überzeugungsarbeit, Gegensteuer, von mir aus, aber in realen Prozessen. Und die greifen ganz sicher nicht auf dieser Bühne, sondern dort, wo Arbeit nicht Beifall sucht, sondern Lösungen.