Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Von der Art unseres Wissens

∞  18 Februar 2008, 23:40

abgelegt in Themen SMS zum Tag
und Zwischen Tagen schwebende Gedanken


Ist Ihr Wissen mehr ein Benennen oder Erkennen? Erkämpfen Sie es? Wie oft kommt es vor, dass Sie glauben, Ihr neues Wissen wäre eher ein neues Erinnern?


Sind Sie fleissig?
Haben Sie heute schon jemanden gehört, der als Beispiel da steht, was Besonderes geleistet hat und nach dem Wie gefragt worden ist? Er wird geantwortet haben, wie hart er dafür gearbeitet hat, dass er nie aufgab und er dafür belohnt worden ist.
Und immer ist diesen Sätzen der gleiche Kern gemeinsam: Wir sind strebsam, fleissig, „arbeiten hart“ und bringen Leistung. Wir setzen uns Ziele und erreichen sie wenn möglich, lieber heute als morgen.

Und dann? Dann kommt das nächste Ziel und dann das übernächste. Mit den Zielen ist es ein wenig wie mit dem Konsum: Es sind deren nie genug. Auf jeden Fall nicht für die Menschen, die sich über Arbeit und Leistung definieren. Wehe, wenn der Tag kommt, wo die nächsten Ziele der Firma ohne Sie angestrebt werden – und, siehe da, auch erreicht werden…

Leistung ist ein Gemeingut geworden. Jeder bemüht sich. Den einen gelingt es besser als anderen, die einen haben den Support, dass die Leistung auch gewürdigt wird, andere nicht. Wenn wir alle aber durch Geschäftigkeit erreichen könnten, was wir brauchen, hätten wir längst schon alles, sagt Lama Yeshe Losal. Es ist doch vielmehr so, dass wir aus dem Fleiss heraus am gleichen Rad immer noch ein wenig mehr drehen. Der Leistung inne wohnt das Prinzip, dass sie sich unersetzlich, unverzichtbar, einzigartig machen will – und doch immer wieder optimiert, übertroffen, erneuert wird. Leistungsdenken für sich gleicht dem Hamster im Rad. Sie bewegen am Ende sich selbst, aber nicht die Welt. Nicht ihre innere Welt, die das Fragen nicht aufgibt, wenn einmal Ruhe einkehrt.

Steht es einmal still, das Rad, oder dreht erst einmal langsamer, so muss es ausserhalb davon etwas geben, das sich nicht nur dreht, sondern auch bewegt. Oder noch besser: Ohne Bewegung auskommt.

Wirklich authentische, selbstbestimmte, nicht vergleichende sondern um sich uns selbst wissende Menschen werden wir in keinem Wettbewerb. Wir können darin vielleicht eine Menge über uns lernen, aber wir sollten diese uns meist todernste Bühne mehr als Spielwiese sehen, auf der wir uns kennen und über uns lächeln lernen. Unserem Glück ist nichts so abträglich wie unser Vergleichen.

Nur wie das abstellen? Das ständige Denken einschränken. Einfach mal ruhen. Ich versuche mich in diesen Tagen gerade häufiger mal zu erinnern. Ich bitte meine Seele, mir zu sagen, wie sie sich fühlte, bevor ich erzogen wurde. Wie es ist, als ein Kind Gottes zu staunen. Nur eines zu wollen: Begreifen, zu was ich da bin, meine Hände taugen, meine Füsse? Zu schauen, riechen und schmecken.
Der Erwachsene riecht und studiert sich dabei das Hirn wund, wie der Name dieser Blüte wohl lautet? Das Kind, so wie ich es mir vorstelle, riecht, und versucht, diesen Duft für immer zu erinnern, wobei es ihm seinen eigenen Namen gibt. Sein innerstes Lernen ist ein Erkennen, kein Benennen.