Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Von den Vorteilen von Ticket-Automaten...

∞  12 Februar 2008, 11:57

Nachtrag vom 9. Februar 2008

Ich liebe Hauptbahnhöfe. Die Stadt ist eigentlich egal. Pulsieren muss er, wuseln müssen die Menschen in ihren unterschiedlichen Tempi, verloren in ihrer Eile oder in ihrer Ziellosigkeit. Sind Obdachlose eigentlich deswegen auch immer an Hauptbahnhöfen anzutreffen? Weil sie genau so heimatlos sind wie so viele von uns, die immer wo anders sind als da, wo sie sich aufhalten?

Und Bahnhöfe sind ein Bild für unsere Fähigkeit und unseren Zwang, zu reisen, unterwegs zu sein und zu bleiben. Wir verändern uns ständig, verändern selbst anderes und bleiben doch behaftet auf unser Ego oder unser Selbst, dem wir nahe kommen möchten, egal, welche Strecke dafür zu gehen wäre. Wenigstens gilt das, so lange wir uns lebendig fühlen, wir Spass am Leben haben und den Aufgaben, die es uns stellt, unsere Energie schenken – oder sie darauf verwenden können, mit Bedacht auch dabei nach dem Sinn und der wirklichen Notwendigkeit so vieler Zwänge zu fragen.

Haben Sie schon einmal eine halbe Stunde an einem Kopfperron in die Gesichter der vorbei ziehenden Reisenden geschaut? Wie unterschiedlich sind doch offensichtlich die Motivationen, mit denen die Menschen unterwegs sind!

Die Deutsche Bahn versucht, wie die Fluggesellschaften auch, ihre Kunden von den Vorteilen der elektronischen Billetautomaten zu überzeugen. Und wie am Flughafen, so steht auch hier ganz bestimmt eine helfende Hand bereit, wenn es denn Probleme geben sollte. Doch irgendwie hat die deutsche Bahn einfach die älteren Hoheitsrechte am Reisewissen, als dies bei Fluggesellschaften und deren Angestellten der Fall ist. Was dort meist mit einem freundlichen Lächeln gelöst wird, kommt hier mit bärbeissiger Autorität daher. Der Mann scheint schon bei der Deutschen Bahn gearbeitet zu haben, als es die noch gar nicht gegeben hat. Er weiss alles und trägt schwer an dieser Last. Die Haare sind ihm darob ausgegangen, die Mütze hat er sich ins Gesicht gedrückt, als würden alle Zeichen eines Wetters, das in der Bahnhofhalle gar nicht stattfindet, auf Sturm stehen. Der Mann ist gewappnet für alle Fragen, und man würde glauben, er schmettert sie ab. Aber sein rigides Kommunikationskonzept kennt neben der Autorität des schwer lastenden Amtes in Uniform auch die korrekte Information. Es ist einfach eine Schande, dass Sie es nicht ohne ihn gewusst haben, aber es wird ihnen noch einmal verziehen.

Also lassen Sie sich getrost versichern: Die Fahrschein-Automaten sind gar nicht so schlimm…