Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Vom Verstand des Herzens

∞  28 April 2007, 15:47

Wir finden unser Leben gerne und oft genug langweilig. Dabei entscheiden wir uns selbst immer wieder für die Gleichförmigkeit, das Regelmässige, das Sichere, das Bequeme.
Ich glaube, dass dies auch mit unserer Zivilisation zu tun hat, die keine unmittelbare Lebensbedrohung kennt, ja im Gegenteil, sogar die Verleugnung jeder solchen Bedrohung gelernt hat. Das Sterben, der Tod hat keine Realität mehr.
Wer sich dem Leben gegenüber nicht behaupten muss, wer es nicht verteidigen, nicht vorsorgen muss, wird träge. Auch der Löwe in der Savanne bewegt seinen Hintern nur dann, wenn er Hunger hat.

Zu einfach? Ich weiss nicht.

Das einzige Mittel, das wir dagegen haben, ist die tiefere Vernunft des Herzens, die uns nach dem Bedürfnis unserer Seele fragen lässt. Das Woher, Wofür, Warum zu fragen, ist uns eben auch eigen, und wenn wir uns dem nie stellen, spüren wir Unzufriedenheit, gegen die kein Erfolg, kein Wohlstand etwas auszurichten vermag, im Gegenteil.

Wenn wir plötzlich mehr freie Zeit erhalten, zeigt sich sehr schön, was damit geschieht. Wir wollen ja gestalten. Aber meist füllen wir nur. Mit dem, was wir schon kennen. Wie sollte es auch anders sein?

Wir müssen und dürfen aber auch ganz bewusst die Neugierde immer neu lernen. Und wir können damit jeden Tag neu beginnen. Das Buch, das schon längst gelesen werden möchte, bleibt auf dem Tischchen liegen. Es verschwindet nicht, wie die Haken schlagende Beute, wenn wir nicht sofort zugreifen. Das Gefühl aber, dass die Zeit flüchtet, flüchtig ist, das wirklich knappe Gut in unserem Leben darstellt – dieses Gefühl MUSS angepackt werden, ihm müssen wir uns stellen wie dem uns bedrohenden Raubtier, um die Kunst zu lernen, wirklich im Augenblick zu leben und zu spüren, was uns wirklich für unser Dasein hier und jetzt wichtig ist.

***