Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Vom Vergänglichen und der Relativität des Verlusts

∞  24 November 2013, 20:20

Die aktuellen Kalamitäten lassen mich ernsthaft darüber nachdenken, was denn eigentlich wichtiger ist in meiner persönlichen Wahrnehmung? Etwas eben oder früher Geschaffenes oder die Auseinandersetzung mit dem nächsten kreativen Ausdruck?

Was macht mich denn zum Schreibenden oder zum Fotografen, was lässt mich eh viel mehr Lust haben auf das leere Blatt und die neue Konstellation vor der Tür, als die Bündelung, Ordnung oder Strukturierung von Dingen, die, einmal eingefangen, schon dem Verfall ausgesetzt sind – zumindest in ihrer äusseren Form…?

Natürlich sind das nun Gedankenkonstruktionen, die ich mir ein wenig gegen den Frust aufbaue – und natürlich weiss ich, dass ein zu einem wirklich abgeschlossen wirkenden Werk verarbeitete Gestaltungskraft eine ganz besondere oder zumindest eigene Wirkung hat. Dennoch ist mir vor allem deshalb Elend, weil der Datenverlust auch meine Frau trifft, gemeinsame Erinnerungen an diese Norwegen-Reise, zum Beispiel, nun nicht die gleichen Aufhänger behalten können – und das Vergessen schneller sein Werk tun wird. Aber auch hier kann uns niemand das Glücksgefühl während der Reise nehmen, die Erfahrung, gemeinsam behütet und doch abenteuerlich durch Wasserstrassen geglitten zu sein, die mit das Spektakulärste für uns bereit hielten, was wir bisher erleben durften. Und schon sind wir am Punkt: Eben. Das ist doch ein Grund, in die Tischkante zu beissen! Oder eben auch nicht. Ich werde mir persönlich nichts von all diesen Empfindungen stehlen lassen, nur weil ich für ein paar Minuten der grössere Idiot war als zuvor während 20 Jahren Computerleben.

Also: Die neue Woche kann kommen. Sie hält ein paar Probleme bereit, die sehr viel mehr Grund zur Sorge geben und die ich gerne schon bewältigt sähe. Doch das geht nicht, wenn die Gesundheit bei nahen Menschen nicht so will, wie es sollte. Darum: Vergänglich wollen wir alle nicht sein, Erinnerungen sollen nicht verblassen. Zuletzt aber gilt, was wir in den nächsten Tag mitnehmen als wirklich aus der Vergangenheit gewonnenes Gut.