Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Vom Sinn einer scheinbaren Mühsal

∞  12 Januar 2013, 19:26


Bild: Lookabout (Bilder werden noch ergänzt)

Der Verein ist auf die Idee gekommen, eine ausserordentliche Generalversammlung auf dem Hausberg der Stadt durchzuführen, verbunden mit einem traditionellen Apéro. Das ist nett, aber auch mühsam, weil man da nicht einfach mal rasch mit dem Auto hin fährt. Oben ist autofrei, und man muss mit der Bahn hoch fahren oder eine Dreiviertelstunde hinauf wandern.

Na, eine Generalversammlung, die so schwer erreicht werden kann, das lässt ja einiges vermuten, unken die einen, wenigstens halb ernst gemeint, andere rechnen vor, wie mühsam das ist und wieviel Zeit es braucht, um “da hoch zu kommen” – und dann noch das unsichere Wetter!

Jo. Also, ich habe beschlossen, zu Fuss hoch zu laufen und mache mich mit einem befreundeten Paar auf den Weg. Es liegt kaum mehr Schnee, recht warm, und es regnet nicht. Dennoch habe ich zur Sicherheit einen Schirm dabei und vor allem eine zu warme Jacke. Aber es ist, trotz tiefer Dämmerung, recht hell und klar, und wir unterhalten uns prächtig. Ein ständiges Geschnatter, das wir langsam vor uns den Berg hoch schieben. Und dabei laufen wir in den Winter hinein: Denn schon die ersten fünfzig Höhenmeter reichen aus, dass es unter unseren Füssen knirscht: Hier liegt noch Schnee, und wir werden von Wiesen und Matten und im Wald von den Tannen umstellt, als wollten sie uns in Watte packen. Ausser uns und dem Knirschen der Schuhe im Schnee ist rein gar nichts zu hören und wir begegnen keiner Menschenseele. Aber je höher wir kommen, um so märchenhafter wird die Landschaft, und als wir an der Bergstation der Eisenbahn ankommen, ist es uns, als wären wir in ein anderes Land gereist. Ein paar Flocken rieseln vom Himmel, aber es ist in keiner Weise eisig kalt. Die Strassenlaternen beleuchten verzuckerte Tannenzweige, und oben erwartet uns eine warme, behagliche Atmosphäre.

Als wir knapp sechs Stunden später wieder bei der Bergstation stehen und rund zwei Dutzend Vereinsmitglieder im Besenwagen talwärts fahren, haben wir einen Abend mit vielen Wiedersehen nach den Festtagen hinter uns, eine sachliche Diskussion geführt, die notwendigen Entscheidungen getroffen und vielleicht etwas chaotisch zu Abend gegessen. Wir sitzen alle zufrieden im Abteil:

Das Ambiente und das Geschenk eines genau getimten Winterschubs hat uns irgendwie inspiriert und uns die Zeit geniessen lassen. Wir fanden Konzentration UND Entspannung, waren “weit weg” und damit gar nicht versucht, neben Versammlung und Verpflegung an diesem Abend noch irgend was anderes zu priorisieren.