Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Vom Schreiben, Kommentieren, Signieren

∞  6 März 2008, 22:10

Bei Facts2.0 ist die Titelseite im Moment voller Artikel über die verschiedensten Aspekte des Schreibens. Von den Schweizer Literaten über die modernen Formen des Journalismus bis zu Pro und Contra von anonymen Blogs.
Immer wieder staune ich, wie dynamisch sich diese Welt der online-Kommunikation entwickelt, und welche unermesslichen Möglichkeiten sich auftun, seinen ganz persönlichen Schreibstil darin zu finden.

Die Vielfalt ist online so sehr garantiert wie im Mix, den es unter den Menschen an sich schon gibt. Die unterschiedliche Beachtung der Formate aber natürlich auch.
Interessant ist im Moment einmal mehr die Diskussion über das Für und Wider von Pseudonymen beim Schreiben generell, insbesondere aber natürlich bei den Blogs. Denn mit ihnen sind die Möglichkeiten, sich anonym und praktisch nur sehr schwer nachforschbar und damit ohne Konsequenzen abfällig über ein Thema, eine Volksgruppe oder gezielt gegen einen Menschen gerichtet zu äussern, fast unerschöpflich geworden.

Wie soll man sich im Kontakt mit solchen anonymen Dreckschmeissern verhalten – und kann man dagegen nur dann glaubhaft Paroli bieten, wenn man es mit seinem richtigen Namen tut?

Mein Pseudonym ist mir längst vertraut geworden, und ich befrage mich selbst als Küde, wenn ich Aussagen von Thinkabout überprüfe. Er ist wie ein Anzug, der mir wunderbar passt, ohne dass er wattierte Schultern bräuchte, damit ich mich sicherer fühle.

Mittlerweile ist es auch kein grosses Thema mehr für mich, “unerkannt” zu bleiben. Ich bin in meinem Schreiben und in meinem beruflichen Umfeld angekommen und habe es mir nach meinen Überzeugungen eingerichtet. Es gibt Persönlichkeiten, mit denen ich mich nie vergleichen werde, die stets unter Pseudonym geschrieben haben, und keiner käme darauf, diesen Personen Unlauterkeit und fehlende Authentizität vorhalten zu wollen.

Aber nicht nur für Mark Twain, für uns alle kann gelten, dass die Macht der Worte und Haltungen zwischen den Zeilen ausreicht, um unser Wesen zu offenbaren. Und entsprechend sind wir gut beraten, stets zu versuchen, das Geschriebene so aufrichtig wie nur möglich als einen Teil von uns darlegen zu können. Gerade auch in diesem Licht habe ich allen Respekt für Leser, die es einfach nicht “wagen”, hier zu schreiben. Obwohl ich es schade finde. Zuweilen denke ich durchaus auch selbst, dass da und dort mein Schweigen besser gewirkt hätte…

Interessant ist dabei, dass man – egal unter welchem Namen – in einem Blog als dessen Betreiber immer die Atmosphäre schafft, nach der sich dann auch die Kommentare richten. Kein Kommentierer hält auf Dauer die Rolle des Nestbeschmutzers durch, mag er auch noch so anonym auftreten.

Dies, finde ich, ist eine der schönsten Erfahrungen dieses Schreibens hier: Man streicht das Zimmer gleich selbst, immer wieder ein bisschen neu, aber wenn die Fensterläden offen sind, will man der Sonne ja nicht ihre Kraft rauben. Und ensprechend ist dann auch immer Raum für ein munteres – oder ein fragendes Wort.

Fundstück: Diane Romanello: SUNSET BEACH