Thinkabout

Kein Swimmingpool, frontal der Sonne ausgesetzter Balkon, keine besondere Aussicht, kein Restaurant, nur bedingt nutzbare allgemeine Terrasse, wenig anheimelnde Umgebung – der Wechsel vom luxuriösen Resort in eine Pension ist markant. Warum es dennoch absolut in Ordnung war, zeigt die nachfolgende kleine, eben erlebte Geschichte.

Die Vila Marta ist ein Familienunternehmen. Mit Auszeichnungen der Tourismusindustrie. Diese Pension will gar nicht mehr sein, als sie bietet- aber das macht sie sehr gut bis perfekt: Es ist der ideale Ort für Reiselustige, für Erkunder, die täglich auf Achse sind und auf Entdeckungstouren. Wer die Beine hochlagern und einfach seine Ruhe haben will, wird hier erleben, dass ihm die Decke auf den Kopf fällt. Aber:

Das Haus wird mit Herz geführt. Jeden Morgen hängt ein Sack mit frischen Brötchen an der Tür, im Kühlschrank fanden wir zu Beginn Butter und Milch zur freien Verfügung vor. Vater und Sohn stehen jederzeit mit Rat und Tag zur Verfügung, wenn ein Wunsch geäussert wird, und nun, da wir auf den Taxidienst zum Flughafen warten, serviert uns der Hausherr zum wiederholen Mal Madeira Portwein Marke Hausrezept (süss hochprozentig) und selbst gebackenen Honigkuchen (der beste, den ich je gegessen habe). Und es gibt Nachschub, da ist der Herr gnadenlos. Lächelnd meint er, das sei gut zur Flugvorbereitung und schenke einen guten Schlaf. Da könnte er recht haben. Der Portwein ist süffig, aber er fährt ein, obwohl er auch ein wenig wie die Medizin schmeckt, die man dem Buben versüsst einfach besser aufdrängen kann.

Ich fühle mich auf jeden Fall höchst amüsiert charmiert und alles ist bestens. Nach all dem Pech, das wir zu viert hier schon bewältigt haben, bin ich nun mal gespannt, ob auch im dreissigsten Jahr unserer Fernreisen wieder alle Koffer mit uns am Bestimmungsort ankommen. Aber schnell weg mit dem Gedanken. Eigentlich lässt die Medizin nur die besten aller Erwartungen stehen, alles andere verschwimmt… und genau DAS ist wohl die Medizin daran. Prost!