Vielleicht bald der beste Fussballer aller Zeiten
Es war ein spezieller Abend gestern. Lionel Messi schlug den FC Arsenal 4:1. Das ist natürlich eine völlige Verzerrung, aber es gibt wieder, wie magisch dieser Abend war: Auf dem heutigen athletischen Spitzenniveau des Fussballs hat ein Ausnahmespieler vielleicht vier, fünf Abende in seiner Karriere, in denen ihm scheinbar alles gelingt. Für Lionel Messi war gestern so ein Abend, und er ist so ein Ausnahmespieler. Vielleicht ist er noch mehr. Er könnte zum besten Spieler werden, den die Welt je gesehen hat. Denn dieser junge Mann, der selbst nach dem Spiel den Ball nicht her geben will und dem das reine Glück des Strassenfussballers, des spielenden selbstvergessenen Jungen ins Gesicht geschrieben steht, ist noch so jung.
Es war einer jener magischen Abende, an denen nicht nur der Ball einen Spieler ganz besonders liebte, nein, an diesem Abend fiel ihm die Kugel auch immer wieder genau so hin, wie sie hinfallen sollte. Und keiner machte den Fehler, dabei an Glück zu denken. Das einzige Glück war, zusehen zu dürfen. Dieser Kerl ist pfeilschnell – und dabei klebt ihm der Ball am Fuss. Wenn er beschleunigt, scheint er nochmals eine Rakete zünden zu können – um im nächsten Moment einen Haken zu schlagen und die Gegner vorbei schlittern zu lassen.
Raphael Wicky wurde im Studio gefragt, wie man Messi stoppen könne? Antwort: Einer allein? Chancenlos. Den Spieler musst Du immer “doppeln”. Also, ich kann mich an zwei Tore erinnern, bei denen Messi von fünf Spieler umringt war. Alles Gegenspieler. Er hat sechs Mal aufs Tor geschossen und vier Mal getroffen. Ein Tor zwingender und unglaublicher als das andere. Ich würde sagen: Gegen diesen Lionel Messi hätte die beste Abwehr der Welt eine Chance – wenn man ihm zuvor die Hände auf dem Rücken und die Schnürsenkel zusammen bindet und man dann das Glück hat, dass Messi einen schlechten Tag erwischt.
Das war pure Magie. Leider, nein, zum Glück ist Fussball nicht eine Copperfield-Bühne und keine Illusion. Und darum wird auch Messi immer wieder weniger auffällige Spiele liefern. Aber wenn er in einer Mannschaft zuhause ist wie in Barcelona, wo sich alle darüber freuen, mit diesem Kerl Fussball zu spielen und jeder klaglos eine weniger feine Geige daneben spielt, dann wird man immer wieder hoffen dürfen, wenigstens, dass sich ähnliches wiederholt.
In der Nationalmannschaft Argentiniens warten sie noch auf den magischen Messi. Die Presse hat auch schon öfters gemault über ihn. Es gibt im Umfeld der Mannschaft viele übergrosse Egos. Mit Maradona steht das Allergrösste an der Seitenlinie. Theoretisch könnte das auch ein Schutz für den jungen Messi sein. Für einen wissenden Künster, der Geschwätz von Substanz unterscheiden kann, sieht es vielleicht anders aus… Die WM wird zeigen, ob Argentinien für den besten Fussballer aller Zeiten bereit ist, mag er auch nicht Maradona heissen…
Blogoscoop
