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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Very Britisch

∞  8 Juli 2007, 23:24

Die Briten – sie sind einfach anders.

Massenbegeisterung oder Massenbewegung – sie wird zelebriert. Auf eine Weise, die doch immer Stil bewahrt. Liegt es nicht zuletzt auch am Königshaus und den damit verbundenen gesellschaftlichen Fixpunkten, am Inselbewusstsein gar, dass Traditionen in Britannien so hoch gehalten werden?

Briten lassen sich auch als Nation immer wieder mobilisieren. Im Zusammenstehen in Kriegen, wo sie über das Nachvollziehbare Zusammenrücken hinaus besondere Kräfte mobilisieren, im Begehen der Trauer um Prinzessin Diana, oder erst gestern im Feiern einer Sportveranstaltung wie dem Prolog der Tour de France, der die Massen mobilisiert hat und jedem einzelnen Fahrer frenetische Unterstützung bescherte.

Und dann schaue ich den Wimbledon-Final. Alle Farbgebungen wie seit eh und je. Alles in grün-violett, die Spieler in weiss. Keine Sponsorenaufschriften weit und breit. Nicht mal bei der Siegerehrung werden sie genannt, auch kein Check wird überreicht. Geprotzt wird hier nur mit der Geschichte. Noblesse oblige. Die Siegerehrung beginnt so schnell, dass DSF kaum dazu kommt, Werbung zu schalten…
Das immer gleiche Zeremoniell bei der Siegerehrung. Typisch auch, dass der Schiedsrichter zuerst geehrt wird. Und alle, die mindestens das zweite Mal dabei sind, selbst wenn es „nur“ am TV-Gerät ist, ertappen sich dabei, dass sie sich wünschen, dass sich das nie ändern möge. Keine Sorge, auf die Briten ist Verlass. Sie haben sich sogar Jahrzehnte lang geweigert, dem Centre Court ein Dach zu verpassen. Auch der Regen gehört eben irgendwie dazu. Nun, der wird ab übernächstem Jahr ausgesperrt. Er ist aber auch das einzige, auf das ich selbst rund um dieses Turnier leichten Herzens verzichten kann.

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