Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Verteilungskämpfe? Verdrängungskämpfe!

∞  26 Oktober 2014, 16:06

Streiks in Deutschland. Stehen wir vor Arbeitskämpfen? Die Bandagen werden härter. Aber, Hand aufs Herz, geht es wirklich darum, fairen Lohn für Alle zu erreichen?

Die Streiks haben gewerkschaftspolitische Ursprünge (Lokomotivführer), und die Piloten kämpfen gegen den Verlust ihrer langjährigen Privilegien, die sich mitunter ins Gegenteil verkehrt haben mögen. Und die Funktionen, die Lokführer und Piloten bekleiden, sind für Streiks wie geschaffen.

Meine allgemeine Wahrnehmung ist eher die, dass die Erwartung, als Berufsgruppe fair behandelt zu werden, je länger je kleiner wird. Die Vorstellung, wie es einem selbst besser gehen könnte, wird immer mehr davon bestimmt, aus der bisherigen Gruppe heraus zu schiessen: Der Anspruch, Lohn für Arbeit müsste gerecht verteilt werden, hat ein ordnungspolitisches Gschmäckle, an das niemand mehr glaubt. Wir haben mittlerweile aufgesaugt, dass wir für unser Auskommen und unsere Altersvorsorge selbst Vorkehrungen treffen müssen, und wir impfen unseren Kindern ein, dass der Wettbewerb angenommen und gewonnen werden muss. Ein Bewusstsein für das Team, für die Arbeit eines Berufsstandes, fehlt je länger je mehr.

Verantworten müssen das im Grunde alle. Viel zu Viele sind davon geblendet, dass irgendwie irgendwo ein Jackpot winkt. Die Strahlkraft der Spitze macht baff. Spitzensportler, Spitzenmanager, Unterhaltungsstars verdienen immer mehr. Wir konsumieren Forbes-Reichen-Rankings wie Nachrichten vom Laufsteg. Prassen erzeugt nicht hassen. Es gibt allenfalls Leere zu beobachten, aber die Unmöglichkeit der Politik und ihre fehlende Vision, wie denn die moderne Gesellschaft als Gemeinschaft zu gestalten wäre, ist offensichtlich.

Und über allem steht: Wirklich Benachteiligte oder zumindest Vergessene haben verlernt, sich zu organisieren. Dafür steigt das Risiko, dass sie sich blenden und instrumentalisieren lassen.