Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Verrückt, diese füllige Leere...

∞  23 März 2010, 06:28

Manchmal bin ich wirklich ratlos. Ich glaube, die Welt kippt aus den Fugen. Oder aber ich erkenne erst allmählich, in welcher Schräglage wir uns bewegen. Kindsmissbrauch durch anerkannte Pädagogen, Vergewaltigungsvorwürfe gegen einen Fernsehmoderator. Alles kann ich davon lesen in Zeitungen, im Internet, ich bekomme es in Ton und Bild womöglich im Fernsehen geliefert. Wer filtert eigentlich, was mich interessieren soll (und es scheinbar auch tut)? Und mit welchem Ziel? Und warum wird meine Aufmerksamkeit tatsächlich so stark gesteuert von diesen sogenannt schlechten Nachrichten, welche gefühlte 95% aller Meldungen ausmachen? Ist Sport deshalb die wichtigste Nebensache der Welt? Weil da nichts so attraktiv ist wie der Siege liefernde Held – also eine positive Kernaussage? Endlich einmal. Und wenn es da ein Drama zu erleben ist, dann bleibt es “nur” Sport.

Dabei ist es ja nur ein Switch zwischen zwei Ecken Medienwelt, beleuchtete Scheinwelt, fokussiert, ausgewählt und uns als Brainstorm vorgesetzt. Heute habe ich gehört: 900 Mio Menschen haben kein sauberes Trinkwasser, 2,3 Mia Menschen keine ausreichende hygienische Versorgung. Und wir diskutieren über iPads und was sie für die Zukunft der Verlage im Internet bedeuten mögen. Nur so zum Beispiel. Die 2,3 Mia und die 900 Mio schieben wir aber recht schnell beiseite. Was zuviel ist, ist zuviel. Das schlechte Gewissen, das Unbehagen, die Düsternis, auf der alles andere sich breit macht, das alles bleibt doch irgendwie, nicht wahr?

Wir leben in einer ver-rückten Welt. Manchmal wünschte ich mir, ich hätte nicht in einen Teilzeitjob gewechselt. Ich werde ganz langsam, schleichend aber scheinbar unaufhaltsam ein bisschen sonderbar. Also, gelassener bin ich nicht eigentlich geworden, mit meinem Mehr an freier Zeit – das ich eben mit solchen Meldungen vollgestopft zu haben scheine. Halten Sie das mal aus, wenn tief in Ihnen eine Stimme sagt, dass wir alle viel zu viele Räder drehen…

Warum schreibe ich nicht mehr über die Dinge, welche ich denke, wenn niemand vorkaut, wenn kein Elend rapportiert wird? Warum bin ich nicht schlicht der Tagebuchschreiber meiner Gedanken und Gefühle geblieben? Verändern lässt sich ja kaum etwas, und wenn ich es könnte, so stellte sich auch dann die Frage: Kenne ich die gute Richtung? Warum will ausgerechnet ich erkennen, was in welcher Weise was als Nächstes bewirkt und welche Konsequenzen das weiter hat? Menschen können vernetzter denken als andere Wesen. Als alle anderen Wesen. Aber sie sind weit davon entfernt, das Konzept des Lebens und der Wechselwirkungen der Natur zu verstehen. Und wenn sie es verstünden, würden sie es ändern wollen. Statt es zu akzeptieren und anzunehmen. Und danach zu leben.