Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Vermummungsverbot für alle

∞  6 Mai 2010, 19:46

Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf ist gegen ein Burkaverbot. Es gibt kaum Frauen in der Schweiz, welche eine Burka tragen. Dass der Islamwissenschaftler der Uni Bern meint, er hätte noch gar nie eine Frau in einer Burka gesehen, während ich “schon” zwei Mal eine solche gesehen habe, beweist nun sicher nicht, dass ich im Gegensatz zu dem Herrn Professor der Islam-Spezialist bin, aber es ist vielleicht ein Beleg dafür, dass Bern das grössere Kaff als Zürich oder Genf ist.

Mag nun also die Schweizer Regierung in einem Kaff regieren – was übrigens nicht wirklich meine Meinung ist, ich mag Bern und welche andere Stadt der Welt machte es möglich, dass der Verteidigungsminister mit dem Bike zur Arbeit radelt und sein Rad ganz normal im Radständer parkiert, samt Zahlenschloss – nein, das “Kaff” ist kein Hieb sondern eigentlich eine Sympathiekundgabe, denn in der Beschaulichkeit und Rechtsstaatlichkeit, die wir hier pflegen, ist das, was Frau Widmer-Schlumpf anmahnt, durchaus glaubwürdig:

Wir sollen keine Burka-Diskussion führen, sondern das Recht und den Anspruch der Menschen, im öffentlichen Raum anderen mit Blickkontakt begegnen zu können:

Wer mit Menschen zu tun hat, soll ihnen ins Gesicht schauen können. Die Diskussion der Burka muss also im Umkehrschluss zur Diskussion jeder Art von Vermummung führen:


Ist es zulässig, dick vermummt als “Fussballfan” im Fussball- oder Eishockeystadion zu stehen? Ist es für eine Verkäuferin nicht geradezu unheimlich, einen Motorradfahrer im Tankstellenshop zu bedienen, der mit geschlossenem gespiegeltem Integralhelm vor ihr steht? Was gewichten wir mehr? Die Angst, scheinbar gläserne Bürger zu sein oder die Vertrauensbildung einer gewissen Offenheit im Auftritt Aller im öffentlichen Raum?
Die hier angeregte Diskussion ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein scheinbar auf Immigranten gezielter Angriff dazu führt, dass wir jenseits aller kulturellen und religiösen Bedürfnisse zum Bewusstsein finden müssen, wie wir das Gegenüber zu respektieren haben – und wie wir uns dabei nach den Gepflogenheiten zu richten haben, die dafür in der Gesellschaft anerkannt gelten. Bei uns. Ich persönlich bin für ein Vermummungsverbot auf öffentlichen Plätzen, in öffentlichen Lokalen und Geschäften, etc.

Und siehe da: Schon ist es keine auf eine Minderheit zielende Debatte mehr, die emotionalisiert werden kann. Und damit auch diese Gefahr gebannt:
Wenn wir für eine Burkaträgerin hinter deren Schleier denken wollen, dürfte es uns nicht selten passieren, dass wir dahinter eine Konvertitin zum islamischen Glauben finden, welche so was von freiwillig und fern aller Unterdrückung tragen will, was sie trägt.
Aber es geht gar nicht darum. Es ist viel banaler. Und nichts ist daran falsch, dies auch so anzugehen.


Ich für meinen Teil gehe dann mal wieder fernsehen.


Oder so was in der Art…