Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Verkäufer und Mensch

∞  12 Februar 2008, 23:30

abgelegt in Themen SMS zum Tag
und Achtsamkeit


Mit Selbstdarstellung sucht das Ego Beifall, mit Selbstreflexion findet das Ich die innere Zustimmung. Suche ich Fans oder biete ich Freundschaften an?



Die Messe ist vorbei. Wir haben uns wieder in Position geschmissen, sind “hinter unsere Angeboten gestanden” und haben mit allen möglichen Rzeptoren nach Kundenstimmungen gewittert und mit Reflektoren Zustimmung gesucht.

Wir haben Kunden begrüsst, wohl oder übel oder herzlich gerne, und zwischendurch sind wir auch im Gespräch tatsächlich Mensch geblieben.

Ich habe von Nanopartikeln und Kundenakzeptanz gesprochen, Schlagworte ausgetauscht und Argumentationsketten verfeinert.
Manchmal habe ich mich gefragt, wie ehrlich ich selbst bleibe, wenn ich ins Feuer komme – gerade dann.

Und danach, so kurz nach der Rückkehr, inmitten von ruhelos kreisenden Momentaufnahmen aus Gesprächen und Begegnungen, bleibt plötzich ein Bild stehen, und dazu höre ich eine Stimme, als wäre die Person im Zimmer.

Sie erzählt von Krebs, oder von einem anderen Leid, von Krankheit, Sorge, unsensiblen Chefs unter eigenem grossen Druck, von Sachzwängen, die in einer Reha absurd werden, weil hier keine Sachen mehr zwängen, dafür der eigene Körper drängt und die Seele zittert.

Der Verkäufer hat Pause – er darf aber noch feststellen, dass er doch offensichtlich auch als Mensch unterwegs war. Und er freut sich, wie viel diese Dinge bedeuten – und wie leicht es doch ist oder wenigstens wäre, dem Rechnung zu tragen. Egal, welchem Zweck ein Gespräch dient,

Und so wiederhole ich diese Gespräche, erzähle sie im Herzen nach und vertiefe sie. Kein Verkaufsgespräch erreicht den gleichen Nachhall…