Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Verbindliche, akzeptierte Regeln - was für ein Segen sie wären...

∞  16 Juli 2014, 23:48

Für das Zusammenleben braucht der Mensch Regeln.

Ich liebe die Freiheit, möglichst viel davon, für jeden Einzelnen. Aber ich werde immer misstrauisch, wenn ich auf die Frage, wie man denn diesen oder jenen Fall in einer Gemeinschaft zu regeln gedenke, Unverständnis ernte. Ich bekomme dann zu hören, es wäre ja wohl kleinlich, hinter dieser kleinen Ecke schon ein Problem zu vermuten, und mit ein bisschen Grosszügigkeit wäre das von mir beschworene Problem gar nie eines.

Bis es dann da ist, das Problem. Und wehe, wenn sich eine Mehrheit einig ist, dass sich die Minderheit doch nicht so anstellen solle – und dabei vergisst, selbst objektive Massstäbe gelten zu lassen. Wer obenauf ist, vergisst gern, dass das Pendel umschlagen kann. Darum helfen Regeln, dass sich alle jederzeit an den gleichen Massstäben ausrichten können. Wer sich dann auf Regeln beruft, und sie auch durchzusetzen gewillt ist, mag kleinlich gelten – er hilft aber, die Freiheit zu erhalten – sofern er sie auch für sich gelten lässt. Denn er kann im Streit auf objektive Kriterien pochen, kann seine eigene Position überprüfen lassen, und wird im Streitfall vor einer neutralen Sichtweise bestehen können. Was aber tun, wenn jemand die Regeln beugt? Wenn er aus Prinzip streitet und alles in Zweifel zieht, sei es aus fehlender Klarsicht über Regeln, oder im bewussten Versuch, diese Regeln zu schleifen?


istockphoto.com/Franck-Boston: “Divison room”

Wenn man die Freiheit liebt, muss man solchen Menschen ganz bewusst möglichst korrekt begegnen – die Regeln einhalten, peinlich genau, notfalls. Es hilft nichts anderes weiter, und auch dann ist es wohl mühsam und wird es immer mühsam bleiben. Aber es gibt nichts Übleres, um einen solchen Tanz länger mitmachen zu müssen, als er eigentlich nötig wäre – weil man Angriffsflächen bietet, die vermeidet hätten werden können, wäre man bereit gewesen, den mühsamen Weg zu gehen – den es unter Freunden tatsächlich nicht bräuchte, den man dann aber wohl eh einhielte, weil man ungefragt wünscht, dass Freunde die eigenen Bedürfnisse nachvollziehen können. Freunde würden auch mit einander reden, sich vergewissern, ob man sich gegenseitig versteht. In einem Verein kann das schwieiriger sein, und unter Nachbarn erst recht. Und darum helfen Regeln, mit so wenig Schaden und Nervenverlust wie möglich ein Auskommen miteinander zu finden. Meistens. Aber welche Regel garantiert, dass Vernunft wieder hergestellt werden kann?

Wie ist eigentlich der Beruf des Mediators entstanden? Gewiss durch Streitigkeiten unter Nachbarn, die so unnötig sind wie irgend ein Kropf in irgend einem dicken Hals.