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Urheberrecht. Wie es den etablierten Medien gerade so beliebt.

∞  8 Februar 2012, 13:18

Und wieder wird eine Sau durchs Blogdorf getrieben: Die HSG-Professorin Monica Bütler wundert sich öffentlich auf dem von ihr mit betriebenen Blog für wirtschaftswissenschaftliche Themen, wie es möglich ist, dass ein Blog-Artikel von ihr in den Schaffhauser Nachrichten erscheint, ohne dass sie davon weiss.

Man wundert sich beim Lesen aber auch, wie es möglich ist, dass die Kontrahenten Bütler und Neininger darüber scheinbar nicht oder ungenügend kommunizieren, was prompt zur öffentlichen Replik Neiningers in einem Interview mit persoenlich.com führt – und zur erneuten Replik von Bütler.

Der Unterton wird zunehmend gehässig, delektieren kann sich daran nun die ganze Internet-Welt, und am Schluss wird man sich wieder mal fragen können: Und was hat es gebracht?

Ich war selbst schon in der Lage, per öffentlichem Statement über Thinkabout eine Richtigstellung anzustreben. Anlass dazu war dabei erst die persönlichkeitsschädigende Darstellung meiner Person in einem Forum. In der Folge habe ich genau das erlebt, was nun die Darsteller Bütler und Neininger ebenfalls erleben: Es wird sich uns nie erschliessen, wer wie nahe oder wie entfernt von den tatsächlichen Begebenheiten rapportiert. Auf dem Spiel steht ein Stück Glaubwürdigkeit, die hier aber gerade auch zu Lasten der Schaffhauser Nachrichten und seines Chefredaktors Neininger tangiert worden sein dürfte, wirkt doch seine Begründung, weshalb er meint, eine Zeitung dürfe einen Blog-Artikel ohne Rücksprache mit dem Autor in einem Printerzeugnis abdrucken, einigermassen … ja, was und wie denn nun? Urteilen Sie selbst:


Unsere Redaktion hatte angenommen, dass die Publikation der Stellungnahme von Frau Bütler […] unter anderem deshalb problemlos sei, weil es im Blog batz.ch unter “Zielsetzungen” heisst: “batz.ch soll der Schweizer Öffentlichkeit zeigen, was Schweizer Wirtschaftsprofessoren zu aktuellen Themen der Wirtschaftspolitik denken. Die Initiatoren hoffen, mit dieser Plattform den Graben zwischen akademischer Forschung und öffentlicher Meinung zu verringern.”


Norbert Neininger sieht in der endgültig hoch geschaukelten Diskussion die Retourkutsche der Inernetgemeinschaft, die sich in entsprechenden Twitterwolken manifestiere:

Da bin ich jetzt halt wieder einmal Ziel dieser Schwarmdummheit; ein mancher hat noch eine Rechnung offen, weil ich schon früh für Paid Content und die Durchsetzung des Urheberrechts eingetreten bin.

Nun, bei dieser Art von Verständnis von Urheberrecht bleibt allerdings nicht mehr viel durchzusetzen. Dabei wäre es so einfach:
Wir Blogger würden uns doch freuen, würden wir mehr von etablierten Medien wahr genommen und auch respektiert. Aber dazu gehörte dann eben ein bisschen Respekt, zu leisten in der schlichten kurzen Nachfrage, ob und wie eine Veröffentlichung genehm sei? Sich in der Folge zu einigen dürfte mit einem Blogger mindestens so einfach sein wie mit einem freien Journalisten.

Tatsächlich ist es doch so: Blogs sind nicht selten Formate, welche den etablierten Medien zu noch mehr Beachtung verhelfen, weil sie zur Diskussion über deren Inhalte animieren und auf diese VERLINKEN. Umgekehrt fühlen sich diese Medien kaum je bemüssigt, Quellen aus Blogs korrekt zu nennen – geschweige denn, sie auch mit einem Link zu versehen.

Es ist wirklich mehr als ärgerlich, wie einseitig in dieser leidigen Diskussion die Holzmedien die Wahrheit für sich gepachtet haben wollen. Auch störend ist allerdings, dass die Reaktion von Frau Prof. Bütler, Ihrerseits ja durchaus eine Person mit gesellschaftlicher Anerkennung, nicht gerade gelassen ausfällt. Das pfeffert die Lektüre des Disputs, verbaut aber die sachliche Diskussion über die Grundanliegen. Und ist ein Zeichen dafür, dass verletzter Stolz stets zum Stachel im Fleisch weden kann.