Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Unzufriedenheit ist Ungeduld ist Erfolg?

∞  13 August 2013, 17:09

Unzufriedenheit ist oft Ungeduld. Und dabei verhalten wir uns manchmal so wie jemand, der einer Blume die geschlossene Blüte aufbricht, weil er nicht erwarten kann, sie offen zu sehen.


istockphoto.com/hfng: “Train Series”

In diesem Bild verstehe ich genau, wie unmöglich dumm das ist. Aber wie ist das in meinem Leben? Wie viel machen wir wertlos, weil wir den Dingen nicht ihren Lauf lassen und ihre Zeit geben können? Wir leben in einer Welt der Macher. Wer erfolgreich sein will, lebt nach dem Wahn, dass er die Natur nicht lesen muss, er gestaltet sie gleich um. Dabei ist doch nichts so befriedigend wie das stille Wissen, Zeichen richtig gedeutet zu haben, den Blick für das Ganze bewahrt und eine Priorität richtig gesetzt zu haben. Erfolgreiche Führung ist oft eine Art Landschaftspflege: Den Blüten Raum und Licht verschaffen und warten können, bis Sonne und Regen ihre Wirkung entfalten.

Erfolg, Glanz und Gelingen ganz allgemein sind immer auch das Nutzen der Elemente, das Kanalisieren von Gruppendynamiken, die Zeit für Kreativität, der Schritt zurück für bessere Übersicht. Und die Ziele, die wir definiert haben – lassen sie uns keine Zeit mehr für die Gegenwart? Setzen wir uns zu enge Linien, verfehlen wir am Ende nicht nur den anvisierten Punkt, wir haben unterwegs auch jede Gelegenheit zur Korrektur verpasst, zum Lernen im Tun. Wir können nicht nur einen Erfolg verpassen sondern auch das Leben.

Rundum höre ich immer das Gleiche von Berufsleuten: Es wird immer härter. Wie lange noch? Junge sehen das viel weniger so. Das war schon in allen Generationen zu beobachten. Doch wie schnell werden die heutigen Jungen zu uns Alten gehören, welche die Entwicklung nicht gut finden? Wie schnell werden wir zweite Wahl, während wir in jeder Generation immer älter werden? Wer heute bei uns geboren wird, hat eine statistische Lebenswerwartung von einem Jahrhundert. Wissen wir noch, wie das Leben vor einem Jahrhundert war? Und können wir uns vorstellen, wie noch viel schneller es sich in den nächsten hundert Jahren verändern wird? Das macht mir manchmal Angst. Und mich macht geradezu traurig, was ich empfinde, wenn ich an die vielen Orte denke, dich ich bereist habe. Kaum ein Ort, von dem ich sagen könnte, er wird sich zu seinem Vorteil entwickeln. Nicht, wenn es sich um einen Naturflecken handelt, dann wirklich ganz sicher nicht. Was wird in der Mongolei geschehen? Werden die Nomaden überleben können, nachdem die Regierung die Schürfrechte für die Bodenschätze verkauft hat? Wie eng wird es in der Weite der Mongolei werden? Für die einheimischen Menschen, meine ich. Kolonialisierungen. Wir werden sie wohl nie überwinden. Sie sind wie die früheren Kreuzzüge der Religionen.

Wir lernen nicht. Nicht schnell genug. Genau da, wo wir mit Nachdruck und höchstem Tempo forschen sollten, wo wir mit klarem Blick das Überlebenswichtige für zukünftige Generationen erkennen müssten, weicht unser Blick aus. Es ist noch nicht mal so, dass wir einmal werden behaupten können, wir hätten das alles nicht kommen sehen können. Oh nein. Wir bedanken uns für unseren gesicherten Alltag mit neuen Ansprüchen, und das werden wir immer so weiter treiben. ich traue uns tatsächlich keinen anderen Weg zu. Kleinen Gruppen und Gemeinschaften schon, mit funktionierenden Modellen auf Zeit, bis sie im Weg sind für das grosse Ganze, das so schäbig geworden ist.