Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Unverständnis, Unverstehen - oder neues Fragen und Sehen?

∞  8 November 2013, 12:04

Wir verstehen kaum, was auf Erden ist,
und erkennen nur schwer,
was in den Händen ist.
Wer will das Himmlische erforschen?

Weisheit Salomos 9, nach Jörg Zink

Ich leide weniger an unserem Unverständnis als unter dem Eindruck, dass wir schon gar nicht mehr nach dem Verstehen fragen, sondern nur mehr nach dem nächsten Schritt, dem Dreh, dem Geschäft. Wie kann es weiter gehen wie bisher?

Wer Angst vor Veränderung hat, wer nicht für ein Ziel in der Zukunft arbeiten und sparen kann, weil er das Vertrauen in Rahmenbedingungen, in Regeln und Zusagen verliert, der wird aufhören, an seinen eigenen Beitrag für eine wirklich bessere Welt zu glauben. Er wird mit am Rad drehen wollen, und hoffen, dass dabei genüg für ihn abfällt für ein sorgloses weil gedankenloses Leben.

Solche Menschen haben auch kein Problem damit, den Satz ohne Unruhe auszusprechen: Gott ist tot.

Was wir damit ausdrücken? Unseren Verlust der Illusionen, der sich längst jeden Idealismus mit tot geredet hat. Was wir dabei vergessen, ist, dass der Himmel weiter über uns hängt, auch wenn wir selbst die Erde nicht fassen können. Nur, weil wir nichts spüren, weil wir nicht mehr fragen, weil wir uns mit einfachen Antworten zufrieden geben und vor dem Mysterium des Todes kapituliert haben, bedeutet das nicht, dass nicht ist, was wir nicht sehen.

Und darum ist meine Hoffnung für mich und alle Menschen, dass es der Himmel so lange weiter regnen und stürmen und scheinen und wärmen lässt, bis wir den Blick heben und wieder dankbar werden für die Wunder, die tatsächlich nie aufgehört haben zu geschehen.