Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Unter Kollegen

∞  6 Juli 2010, 20:03

Wir schaffen uns eine Zeitinsel. Stehlen dem Tag ein bisschen Zeit für uns und spielen eine Runde Tennis. Wir hetzen und schwitzen und kommentieren, klagen und jagen und sagen Komplimente. Wir loben den andern und kritisieren die eigenen ungelenken Versuche, Ball, Beine, Arm und Schläger in Koordination zusammen zum Ziel zu führen.
Es ist heiss. Auf jeden Fall finden wir es. Der Schweiss hockt in den Augenwinkeln. Die Augen aber blitzen und sind das jüngste an uns. Die Dusche ist herrlich, das Lachen hallt durch die Garderobe, es wird über Fussball diskutiert, über alles, nur nicht über die Arbeit. Die ist weit weg. Ein Begrüssungshallo folgt dem Nächsten.
Wir streiten darum, wer das Bier bezahlen darf und zelebrieren dann den ersten grossen Schluck – es ist das beste, was es im Leben zu geniessen gibt, scheint es: Der erste Schluck vom kühlen Nass nach dem Sport. Der Wind kitzelt manchmal die Wange, die Luft ist frisch, das Essen am Tisch nebenan riecht köstlich. Wir erzählen einander Geschichten, die Beine sind über einander geschlagen, die Stühle zurück gerückt, so dass man sich ausstrecken kann. Die Zeit dürfte stehen bleiben. Es ist diese Gemütlichkeit, in der jeder Schwatz willkommen ist und ich über einen Witz gerne auch dann nochmals lache, wenn ich ihn schon kenne.
Es ist eine Runde mit lauter Menschen, die ich vor zwei Jahren noch nicht kannte, und jeder hat was, auf das ich neugierig bin. Ich bin gern ein Teil davon. Es ist schön, willkommen zu sein – und man ist nie zu alt, um neue Kollegen zu finden. Offensichtlich.
Auf dem Platz spielen Vater und Sohn ein Turnierdoppel. Sie harmonieren prächtig und reissen den ersten Satz gegen die Favoriten aus dem Feuer. Wir feuern die beiden an. Es ist Feierabend. Was auch immer tagsüber war. Es ist weit weg. Jetzt wird erholt. Wellness fürs Gemüt – ganz ohne ätherische Öle. Ein Sommerabend. Ganz einfach schön.


:::
abgelegt in den Themen Tagebuch und Zugeneigt
:::