Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Unsere chronischen Schwächen

∞  12 November 2013, 22:10

Manchmal mag man einfach nicht mehr, hat man genug von den immer gleichen eigenen Fehlern. Man sagt hundert Mal “ich weiss”, wenn man sie analysiert kriegt oder dies selber schafft – um an der nächsten Ecke wieder genau gleich zu reagieren wie eh. Manchmal ist man’s einfach müde.

Warum sind wir schlampig und bleiben es, sind pingelig und können doch nicht anders? Warum sind wir überpünktlich oder chronisch zu spät und alle können sicher sein, dass das so bleibt? Warum fällt es jenem so leicht, Ordnung zu halten und ich kriege das nie gebacken? Warum liefere ich mich immer den Bedürfnissen anderer aus und andere sind wie selbstverständlich egomane Egoisten? Warum bemerken wir oft glasklar, wie wir uns selbst nicht gut tun, und vermögen es doch nicht zu ändern? Warum geraten wir auf Partnersuche immer wieder an die gleichen Menschen, fallen auf die gleichen Typen rein?

In den Kopf, der in lichten Moment per Verstand glasklar das Problem erkennt, will das einfach nicht hinein: Dieses stupide, blöde ewige Verharren im gleichen Fahrwasser.
Manchmal mag man einfach nicht mehr kämpfen. Vielleicht, ja vielleicht ist ja das ein Ansatz? Dass ich nur noch den Kopf schütteln mag oder es einfach gut sein lasse? Und wenn es halt dann so sein soll – wird es dann plötzlich tatsächlich besser?

Jörg Zink sagt in einer Meditation zu Gott:

Du gibst die Zeit,
und ich habe doch keine Geduld.

Einerseits sollten wir uns einfach mehr Zeit geben. Gut Ding will nun mal Weile haben, erkannte schon der Volksmund. Andererseits muss ich mir auch die Zeit nehmen. Prioritäten setzen.

Ich kann mich auch verheddern, verzetteln, vergraben, vergrämen: Herr Griesgram schaut das Grau im Innern. Die Dinge, die wir nicht können, sind teilweise der Grund dafür, dass anderes gelingt: Ordentliche Menschen haben eine andere Kreativität als Chaoten. Nur so zum Beispiel.

Wir bleiben uns selbst zeitlebens in manchem ein Mysterium. Verschärft und entschärft im Gang durch die Pubertät und Adoleszenz, Midlife-Krisen, Wechseljahre und Pensionierung, Alterung und Greisentum. Und daneben und dazwischen und währenddessen gibt es diese unbeschwerten Momente, wo wir uns in unserer Haut genau richtig fühlen und mit diesem Text hier so überhaupt gar nichts anfangen können.