Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Unser Wunder

∞  1 August 2014, 12:22

Wenn wir von einer plötzlichen Erkrankung (oder einer überraschenden Diagnose einer solchen) hören, dann ist unsere Betroffenheit oft gross und nicht gespielt, weil wir uns bewusst machen, wie schnell so was “passieren” kann. Wir “wissen” in diesem Moment: Nichts garantiert uns, dass uns das nicht geschieht. Und dann scheuchen wir den Gedanken wieder fort. Darin sind wir sehr erfolgreich.

Mir geht das genau so. Aber ich wünschte mir, ich würde wenigstens etwas daraus lernen: Das Leben ist ein Geschenk, und ich sollte jeden Tag dafür einsetzen, das auch zu feiern. Diese Art des Feierns kann auch mal laut sein, aber im Grunde ist es, nach meinem Verständnis, ein stilles Fest, manchmal fast eine Andacht. Nur schon, wie mein Körper lebt – welche Leistungen er erbringt, oft eher trotz meines mangelnden Bewusstseins als weil ich wirklich für ihn sorgen würde.

Wir tragen das Wunder unserer biologischen Funktionsweise, aber auch die einmalige Chance in uns, als einziges Lebewesen überhaupt fähig zu sein, darüber zu staunen und daraus eine besondere Bewusstseinshaltung zu entwickeln.

Ich merke dazu an: Zu irgend etwas muss die Tatsache ja gut sein, dass ich älter werde, und ich möchte dieses Staunen noch viel besser lernen – bevor dann die Wehmut darüber einsetzt, dass der Körper nicht mehr kann, was früher mal selbstverständlich war.