Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Unser verkümmertes Kümmern

∞  5 August 2007, 23:19

Themen: SMS zum Tag und
Achtsamkeit


Dass ein Unglück geschieht, ist schlimm.
Und die Frage, weshalb mich das fernab interessieren muss?
Wenn es andere juckt, nützt es nichts, wenn ich mich kratze.



Mal ehrlich: In Spanien stürzt ein polnischer Ferienbus über die Leitplanken und Passagiere sterben. Das ist schrecklich. Ich sitze in der Schweiz vor der Flimmerkiste und sehe die Bilder.
Ich sehe ähnliche aus Frankreich, und vielleicht ist gerade in China ein Haus eingestürzt.
Wie legitimieren sich eigentlich Nachrichten?
Was bewirkt, dass ein Redakteur, jeder Redakteur, so was ins Blatt, in die Sendung nimmt?
Wir sind doch restlos überfordert, über ein Seufzen und einen erschreckten Blick hinaus wirklich Anteil zu nehmen.
Ja, wir werden geradezu genötigt, uns ein Teflongemüt zuzulegen. Würden wir das nicht praktizieren, wären wir emotional schon nach einer Woche überfordert.
Sie können es gerne probieren:
Stellen sie sich zu jeder Unfall- oder Katastrophenmeldung der nächsten Woche die Menschen vor, die betroffen sind und deren Leid. Und das der Hinterbliebenen. Nehmen sie wirklich Anteil und fühlen sie mit.

Nein, ich bitte Sie, tun sie es nicht.
Verzichten sie vielleicht besser auf den Konsum der Nachrichten, und wer weiss, vielleicht führt die gewonnene Zeit dazu, dass sie bemerken, dass die alte Frau im Supermarkt auch heute Mühe hat, die Tasche zu packen. Na, und dann haben sie fünf Minuten und helfen ihr dabei.
Gut, das rettet kein Leben, aber es verschönert einen Augenblick. Nicht nur bei Ihnen, aber auch. SOLCHE Dinge sollten uns jucken, das andere passiert auch ohne uns. Wenn es uns dann aber erreicht, dann wünschen wir uns nicht abgestumpfte, sondern bewusste Menschen.

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