Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Uns allen ist es zugedacht

∞  9 Juni 2007, 21:13

Es ist immer so: Wenn Ihnen Persönliches anvertraut wird, dann geht das einem nicht zuletzt dann zu Herzen, wenn man sich dabei an eigene Erfahrungen erinnert.

Die Generation unserer Eltern und vor allem die Grosseltern hatten noch ganz andere Massstäbe für die tägliche Erziehung, und ein „Klaps zur richtigen Zeit“ konnte da „keinem Kind schaden“.

Selbst bin ich ohne solche Erfahrungen. Aber im Gespräch mit Freunden bricht so einiges auf… Das Problem ist ja nicht der Klaps an sich. Sondern die Ohnmacht, die oft dahinter steckt.
Und die Frage, was aus dieser sich Bahn brechenden Ohnmacht auf Dauer wird…

Nun, was daraus geworden ist, tragen die Kinder dann als Erwachsene und Eltern weiter mit sich rum. Und gehen damit um, so gut sie können. Wie die Generationen vor ihnen auch.

Wie funktioniert Erziehung? Wie strafe ich mit Liebe? Geht das überhaupt?

Die Aufgabe der Eltern ist mit die schwierigste, die ich mir vorstellen kann. Selbst ohne Übung darin, habe ich keine Rezepte noch Ratschläge zu erteilen. Ich versuche einfach, erlittenes Leid, von dem ich erfahre, mitzutragen. Und es nie müde zu werden, diesen Menschen „vorzufühlen“, dass sie liebenswert sind und ein autonomes Recht auf ihren Körper und ihre Seele haben.

Und immer wieder staune ich, zu welchen Bejahungen des Lebens die menschliche Seele wider alle Erfahrungen doch in der Lage ist. Und ich freue mich über jeden Menschen, der mit mir fühlen und bejahen kann:

Wir sind liebenswerte Geschöpfe und tragen alle die Fähigkeit zur Liebe in uns. Einer Liebe, die weit jenseits des Verliebtseins erst richtig beginnt und die Ewigkeit in sich trägt, weil sie frei von Besitz ist und tief in uns selbst eine ruhige Sicherheit finden kann: Die menschliche Güte allen fühlenden Lebewesen gegenüber. Wir alle können Ehrfurcht vor diesem Fühlen entwickeln und darin eine grosse Ausdruckskraft unserer Seele entdecken. Und darum damit bei uns selbst anfangen.


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