Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Unrecht muss man nicht behalten

∞  8 September 2013, 19:41

Unrecht haben – lässt sich ein schmerzlicheres Gefühl denken als dieses, und sehen wir nicht, dass die Menschen lieber alles leiden wollen, als eingestehn, dss sie unrecht haben?
Sören Kierkegaard

Ja, einzugestehen, dass man Unrecht hat, ist schwer. Vor allem, wenn man dann auch noch so dezidiert für seine Meinung einsteht, wie das bei mir der Fall sein kann…

Beim Lesen der obigen Zeilen von Kierkegaard ist mir sofort etwas klar geworden:

Genau dies zu können, von seinem Unrecht zurück zu treten und es einzugestehen, ist die grösste Qualität, die man in einer Beziehung pflegen und erhalten sollte. Wir alle kennen wohl dutzende Beispiele, bei denen eine Seite immer ein wenig zurück tritt. Der andere, das Alpha-Tier, soll sein Gesicht nicht verlieren. Das kann gut gehen, aber es ist dornenvoll, und es wird eine schiefe Ebene in Kommunikation und Verhalten eingeführt, auf der Beide fast nur nach unten rutschen können.

Warum also es nicht gerade bei scheinbar kleinen Dingen ganz bewusst versuchen: Einmal nicht recht haben müssen? Nachspüren, wie es sich anfühlt, wenn man eingesteht: “Sorry, ich lag falsch.” Oder gar: “Danke, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.”

Das Team der Partnerschaft sollte jede Art von Machtkämpfen vermeiden können und gemeinsam stark gegen aussen sein können. Funktioniert das, so stellt sich ein ganz wunderbares Gefühl ein, gerade auf Reisen, wo man zusammen ganz andere spontane und planerische Entscheidungen treffen muss als im Alltag. Mehr als zwanzig grössere Erkundungstouren als Fernreisende in dreissig Jahren lassen eben auch eine spezielle Art Kit entstehen – auch und gerade, weil man auch retrospektiv gewissermassen den letzten Staub von der Tür wegwischen kann: Da und dort habe ich mich, auch das gehört zum Eingeständnis, über dich genervt, aber für was eigentlich? Am Ende war alles gut. War es gut mit dir und dank dir.

Das Gefühl, zusammen mit der genau richtigen Person unterwegs zu sein, ist auch ein Feriengefühl. Eines, das in den Alltag nachwirkt. Eine schöne Erfahrung eben. Und sie hat das Zeug, als Geborgenheit ganz grossen Wert zu bekommen oder zu behalten.