Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Umweltschutz - eine Art Versöhnung

∞  30 Juli 2010, 19:51

Es ist eine Krux mit der Zeit. So, wie sie an uns vorbei schreitet, wie wir jeden Tag in ihr und doch neben ihr hergehen, so hat sie uns ständig am Wickel. Wir vergessen nie, was wir noch zu tun haben – und wenn wir es vergessen, dann oh je.

Und wenn wir Sorgen haben, dann drücken jene am meisten, die am dringlichsten sind. Wenn der Job morgen gefährdet ist, bleibt weniger Sinn für die Abfalltrennung zugunsten einer Welt, die deswegen vielleicht in hundert Jahren ein gravierendes Problem hat.
Müsste nicht gerade die Politik der langen Zeit einen langen Atem schenken – und in der Gegenwart eben im besten Sinn politische Ziele durchsetzen, welche sich gegen das Diktat der Zeit, gegen die scheinbare erste Dringlichkeit, stellen?

Aber: Wahlen sind spätestens wieder in vier Jahren. Das Kalkül für die persönliche Zukunft ist ständiger Begleiter in der schnelllebigen Gegenwart; da bleibt kein Platz für die Durchsetzung von Massnahmen, die in fünfzig Jahren auf ihre Wirksamkeit überprüfbar sein werden – oder auch nicht.

Es ist eine Krux mit dem Umweltschutz. Zumindest, wenn wir darüber debattieren. Im Grunde aber könnte es sich mit ihm verhalten wie mit anderen Dingen, die wir nicht nur bedenken, sondern praktizieren. Umweltschutz kann nämlich auch ein Lebensgefühl sein. Wann immer wir Sinn entwickeln für die Natur, wir uns also schonend verhalten wollen, praktizieren wir ein Stück Versöhnung zwischen unserer ganz persönlichen Zivilisationsschädigung und Mutter Erde. Wir können es durchaus spüren, kaum fangen wir damit an. Das beweist, dass wir der Natur noch nicht völlig entwachsen sind.

Dem Zyniker, der über die Unwirksamkeit der, als Beispiel, Abfalltrennung spottet, weil die Abfallmengen dennoch immer grösser werden und die Verwertung mangelhaft ist, muss man dabei nicht recht geben: Da, wo leicht erhältliche Gewissensberuhigung vermutet wird, beginnt stattdessen vielleicht gerade eine Art wirkliche Umkehr:

Wenn ich Sorge zu einem Ding, einer Idee, einem Menschen trage oder tragen will, so lerne ich und zeige ich den Wert, den etwas für mich hat. Daraus entsteht sehr wohl Bewusstsein. Naivität, falsche Anwendung ist kein Gegenargument. Aber wohl ein Antrieb für Verbesserungen. Nicht nur für die Politiker, die länger als vier Jahre “da oben” sind, sondern auch für ihre Wähler.