Über die Melancholie
Das Wort allein hat schon einen besonderen Klang. Gefühle wie Wehmut und unerfüllte, stille Sehnsucht schwingen in ihm mit.
In der Melancholie versunken bedauern wir leise aber aus tiefster Seele etwas, das uns fehlt, genommen wurde oder unerreichbar geworden ist. Es ist, als würden wir in dieser Art sanfter Traurigkeit den Verlust oder das Unerreichbare kompensieren wollen. Darum wünschen wir uns das empfundene Elend auch nicht fort. Wir geben uns der entsprungenen Traurigkeit vielmehr hin und wünschen uns, aus diesem Verhaltensein in der Wehmut nicht wieder aufzutauchen.
Unsere Wahrnehmung des Augenblicks ist behaftet durch traurig Erlebtes, das wir nicht ablegen wollen, jetzt, wo wir uns jedem weiteren Erleben in diesem Gefühl der Melancholie verschliessen wollen. Unsere Sinne sind darum für Neues nicht offen. Sie sind gefangen im Nebel, der alle Geräusche dämpft und die Farben verdrängt.
Wenn wir uns treiben lassen auf den dunklen Wassern unserer Seele, dann muss keine Angst um uns aufkommen, so lange wir um das Ufer wissen und uns nicht mutwillig von tieferen Strudeln anziehen lassen.
Wenn es uns aber friert, müssen wir wider unser Selbstmitleid eingestehen, dass wir uns nach neuer Wärme sehnen, und gegen unseren Stolz schon mal auch um das durchbrechende Licht bitten.
Keiner Macht der Welt muss die Genugtuung zugestanden werden, meiner Seele das Lächeln geraubt zu haben.
An die Freude kann ich mich genau so erinnern wollen wie an die Gründe für meine Trauer. Aus dieser Erinnerung wächst eine neue, hellere Wehmut und eine Sehnsucht nach dem einfachen Glück, im Augenblick verweilen zu können.
Ganz allmählich mag es mir dann gelingen, die Gedanken im Jetzt zu halten und das Heute, den neuen Tag wahrzunehmen: Er ist voller Möglichkeiten, und er streckt jeden Morgen von Neuem die Hand aus nach mir, wiederholt geduldig sein Angebot, mich Achtsamkeit lehren zu wollen.
Ursrpung: (c) Thinkabout 14.03.05
Überarbeitung: 05.07.07
Bildquelle: Melancholie bei oppisworld.de
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