Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Über die Eifersucht

∞  10 April 2007, 17:33

Sie gehört zur Liebe dazu, heisst es. Würde sie nicht sein, wäre dies ein Zeichen erloschener Zuneigung, fast schon von Gleichgültigkeit. Fragt sich nur, von welcher Liebe wir sprechen? Eifersucht setzt sich nur zu oft an die Stelle des Vertrauens, und dafür braucht sie leider oft keinen Grund: „Von Grund auf“ eifersüchtige Menschen leiden unter dem Eifer ihrer Sucht zum Misstrauen, und sie tragen dieses Leid nach aussen.

Es ist unmöglich, eine in sich von Eifersucht getriebene Person so zu lieben, wie es sich diese Person vorstellt. Denn dies ist keine Liebe, sondern ein bestimmtes Verhalten, bis zum Verzicht auf Natürlichkeit, im ständigen Fragen danach, wie der oder die andere dies oder jenes interpretieren möge?

Wahre Liebe eifert nicht, sie begehrt nicht auf, sie vertraut. Sie begehrt, empfängt und geniesst und versucht, das Glück zu behüten, in dem sie es nicht einsperrt. Auf dass das Glück bei ihr bleibe, wie ein Vogel, der immer wieder gerne an die Futterkrippe kommt und sein Nest in der Nähe herrichtet. Das Glück dieser Liebe ist das fortwährende Geschenk und nicht die immerwährende Verteidigung gegen das Unbekannte, der Kampf gegen den Abschied, der schon herüber winkt.

Die Eifersucht klagt an, vorauseilend, aus Angst oft vorab, so lange noch kein Anlass besteht. Die Eifersucht ist ein trauriges Kind, denn sie strengt sich stets vergebens an. Was sie erhalten will, hat sie schon verloren.

Mit der Eifersucht kann man nicht zusammen leben und sie lässt sich als Partner kaum bekämpfen. Sie kann nur begleitet und verziehen werden, auf dem langen Weg zu neuem Vertrauen, das in einer Beziehung und in einem Menschen wachsen kann, ja muss, will er nicht an seinem Alleinsein verzweifeln.

Erlebt man als Kind die Eifersucht in der Beziehung der Eltern, so ist die Traurigkeit über das Elend grenzenlos, und die Fesseln für Beide sind eine einzige brennende Qual, die das junge Leben weiter und immer glühender schwelen sieht, bis die drohende Katastrophe eintritt – nicht immer ist das die Explosion. Noch viel verheerender ist die innere Kapitulation, das nicht mehr Reden über endgültig Verlorenes, dem beide stumm nachsehen, wie zwei zufällig bei einander stehende Strandpromenierer, die im Sonnenuntergang über dem Meer die Kälte in sich aufsteigen fühlen, ohne dass sie sich an der Hand nehmen könnten, obwohl, tatsächlich, doch niemand anders da wäre, der es an Stelle dieses einen anderen Menschen tun könnte.

Sie sind sich selbst Hindernis genug…