Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Über das Bloggen schreiben, gehört mit ins Blog

∞  15 Mai 2008, 21:49

Immer mal wieder über das eigene Bloggen zu schreiben, ist nicht einfach selbstverliebt. Das neue Medium und seine Betreiber wollen ernst genommen werden und suchen auch danach, was es dafür braucht.

Immer wieder ist die Art des Bloggens, das Blog an sich und die Motivation, ein solches zu führen, Thema von Blog-Beiträgen. Man mag dies als den Gipfel der Selbstbespiegelung betrachten und sich darüber aufregen, und manchmal tut man dies sicher auch zu Recht.

Umgekehrt ist das Medium Blog sehr neu, und noch nie gab es eine so freie Möglichkeit zur Publikation für jedermann und -frau. Da mag es gar nicht so falsch sein, sich immer wieder bei diesem Thema zu treffen. Und da die Worte ja mehr preisgeben, als dass sie verschleiern können, liegt immer wieder ein erhellendes und positives Element darin, und es ist nicht schwer, das Geplapper von der echten Auseinandersetzung mit den eigenen Umtrieben zu unterscheiden. Persönlich fühle ich mich gerne auch mal im Beispiel anderer bestätigt, orientiere mich daran in meinem eigenen Bestreben – oder schüttle auch mal den Kopf über gar selbstverliebte Beispiele der Meinungsäusserung.

Aktuell beschäftigt mich, dass ich dieser Tage versucht war, mich wieder mal über die Empfindlichkeit von Bloggern zu wundern. Ich bin allerdings relativ schnell ins Stutzen gekommen. Erstens bin ich selbst kein allzu schlechtes Beispiel dafür – die Umstände der Turbulenzen der letzten Wochen nagen noch immer an mir – und zweitens ist mir schlagartig bewusst geworden, dass etablierte Journalisten und andere Netzschreiber im genau gleichen Spital krank sind. Der Unterschied auch hier: Das Web 2.0 macht diese Wechselwirkungen und Testosteron-Schübe oder was auch immer im Einzelfall dahinter stehen mag, sehr viel deutlicher sichtbar. Ganz eindeutig gilt: Netzschreiber sind sehr empfindlich. Sie sind es wohl mehr als Schriftsteller oder Leitartikel-Verfasser und Essayisten in den Printmedien, weil sie ein ganz anderes Gefühl dafür haben, wie vielseitig die Angriffe im Web sein können, wie schnell, undifferenziert und diffus die Verunglimpfungen durch alle Ecken wabern, ohne wirklich ausgerottet werden zu können.

Ich glaube, dass wir alle hier auch ein bisschen der Dynamik des Mediums Blog oder eines Online-Journals erliegen. Ein Schriftsteller, um die andere Extremität des Schreibens gegenüber zu stellen, beschäftigt sich monatelang mit seinem Text, vielleicht Jahre, und wenn er ihn frei gibt, hat er mit sich mehr oder weniger schon abgemacht, wie er mit den Reaktionen wird umgehen wollen. Und er hat sich einige der möglichen extremen Reaktionen sicher auch schon vorgestellt – und sich deshalb darauf eingestellt. Mehr oder weniger, wenigstens.

Blogger und Online-Journalisten sind dagegen eher Tastenflieger, die ihren Gedanken oft viel zu sehr hinterher hetzen und mehr von dieser Jagd schreiben, statt dass sie warten würden, bis sie inhaltlich und gedanklich wirklich eingefangen haben, worüber sie dann in Ruhe schreiben könnten: Schön zurecht gelegt und sortiert, und mit dem Gefühl, Zeit zu haben, sie gehabt zu haben – und sie jetzt für das Mitlesen auch zu fordern (vielleicht liegt auch darin die Krux?).

Aber jeder Blogger, der sich nach Kräften bemüht, seine Leser ernst zu nehmen, ist mir lieber als ein etablierter Journalist, der sich nur dazu herabzulassen meint, auch einmal zu bloggen. Da finde ich Schriftsteller einiges konsequenter, denen das Medium einfach zu schnell ist und denen darin die tiefere Analyse oder die ruhigere Betrachtung fehlt – und sich deswegen nicht mit Blogs beschäftigen wollen.

Wer weiss, vielleicht gibt es ja mal ein Portal, das sich genau um solche Texte kümmert und sie in Blogs, wie wir sie alle kennen, aufspürt? Wir sind, ziemlich sicher, alle schon auf solche Überraschungen gestossen, nicht wahr?