Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


TV-Konsum

∞  11 Oktober 2014, 22:54

Wir sind – für unsere Generation – kein typisches Paar, was unseren Verzehr an freier Zeit betrifft, also, zumindest habe ich die darin nicht typische Frau. Während Thinkabout’s Wife selbst auf Zuruf hin kaum mehr dazu zu bringen ist, überhaupt fern zu sehen, schaue ich vor allem Sportsendungen – und bilde mir ein, dies bewusst zu tun und also strukturiert fern zu sehen. Die letzte Zeit vor dem Schlafengehen gehört dann allerdings oft nochmals der Kiste, und das oft länger, als ich es eigentlich vorhatte, obwohl ich dabei meist aufgenommene Serien schaue. Während junge Menschen scheinbar in ihrer Freizeit immer weniger vor dem TV-Gerät sitzen, ist es in unserer und allen älteren Semestern eigentlich fast flächendeckend verbreitet, dass der Kasten einfach läuft.

Unser Zappen, eine Art sich verselbständigender Schnappatmung des rechten Daumens, hat immerhin Michael Mittermaier den Raketenstart in eine beispiellose Comedy-Karriere erlaubt – zwei Stunden Klamauk über unseren TV-Konsum. Er hätte wohl auch sechs Stunden zusammen gebracht.

Und nun sitzen wir also mit unseren Freunden zusammen abends in den Ferien in der guten Stube – und der Kasten läuft. Er läuft oft. Bis sich da vier Personen gefunden haben, um zu entscheiden, was läuft, kann es schon ziemlich schwierig werden. Wir lösen das eigentlich fast immer so, dass mindestens drei Personen sagen, es wäre ihnen egal, was geschaut wird. Ein Beobachter könnte auch einwerfen, manchmal wäre es vier Personen egal, jeder aber wäre froh, dass er läuft, weil die vier so davon ausgehen können, dass mindestens ein Bedürftiger nicht unruhig in sich hinein zu scharren beginnt.

Sie haben es wohl schon geahnt: Das klappt vorzüglich, weil wir alle mindestens teilweise daneben auch mit anderem beschäftigt sind. Im Zeitalter der Handys, Tablets und Laptops ist das nur eine Frage der Übung. Mittlerweile sind wir im fortgeschrittenen Stadium, in dem die Souveränität so ausgebildet ist, dass wir den Kasten manchmal ganz BEWUSST ausschalten.

Aber Halt! Genau so wichtig ist die folgende Feststellung:

Ich habe hier nun schon mehr als eine Sendung oder Filme gesehen, die mir richtig gut gefallen haben, und die ich ohne die zusätzlichen Sitzgenossen mir nie angeschaut hätte. Und das würde sogar Thinkabout’s Wife unterschreiben. Es ist mit diesem Ding wie mit diesem anderen Kasten, in dem das Internet drin hockt: Richtig nutzen muss man es, auf dass es zwar Zeit fressen mag, man am Ende aber das Gefühl hat, diese Zeit wäre nun gut verdaut und man sei dabei einigermassen souverän geblieben… und manchmal gewinnt man dabei wertvolle Erkenntnisse, gerade so, als hätte man eine schöne Begegnung gehabt. Manchmal…