Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Trauerarbeit: Wie und was erzähle ich - und wem?

∞  12 Juli 2013, 12:44

Dass ich meine Trauer im Blog verarbeite, wird ganz bestimmt konträr gesehen. Für Viele, besonders für Männer, wäre das undenkbar, vielleicht berührt es gar peinlich. Andere wiederum finden es wertvoll, mitverfolgen zu können, wie so eine Situaiton, die uns allen bestimmt sein kann, verarbeitet werden mag.

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Wie und wem sage ich was? Wen konfrontiere ich wie? Ist es nicht einfacher, alles für sich zu behalten? Sollen die Menschen nicht einfach irgendwann an meinem Verhalten spüren, dass ich eine wichtige Lebenserfahrung hinzu gewonnen habe?

Ja, ich gehe offensiv mit dem Thema um – wie mit anderen Themen auch. Ich teile mich mit und riskiere damit Berührungen, die anderen peinlich sind. Das Blog ist da im Grunde relativ unproblematisch: Man kann es schliessen. Und nicht wiederkommen. Oder in 14 Tagen, wenn sich Thinkabout beruhigt hat.

Im realen Leben kann man mich nicht einfach wegclicken, wenn ich die Frage, wie es mir geht, wahrheitsgetreu beantworte. Und ich stehe dann jeweils auch im Dilemma, was ich nun sagen soll?

Introvertierte werden genügend Bestätigungen finden, warum es oft besser ist, zu schweigen, und Extravertierte, warum es gut ist zu reden. Und das ist auch in Ordnung so. Mir tut ja auch nicht nur gut, wenn dann jemand sofort ins Reden kommt, sondern auch und gerade das stille Mittragen kann ein Segen sein. Es gibt hier kein Richtig oder Falsch. Nur eines ist auch hier sicher: Wer nicht von mir weiss, kann mich nicht erreichen.

Und ich stelle fest, dass ein Verlust dieser Art, ein bewusst miterlebtes und begleitetes Sterben, auch für Dritte eine Chance ist: Wir fragen uns alle, wie wir diesen letzten Weg meistern werden, was wir empfinden mögen, ob wir je überhaupt eine Einstellung dazu finden können. Unser Ende macht Angst.

Die wenigsten versuchen, ihren Tod zu visualisieren. Aber sie malen sich gerne aus, wie die nächsten Ferien sein werden. Dabei stimmt das so gar nicht:
Wir haben alle immer wieder mal eine Art “FlashBacks”, in denen wir uns unwillkürlich vorstellen, wie es ist, wenn die Uhren für uns still stehen würden. Und dann verdrängen wir es. Dabei glaube ich, dass diese Momente mitten aus dem Leben kommen – und auch das Leben meinen, das bewusste Erleben der schönen Gnade, sich um erfüllte Augenblicke kümmern zu dürfen. Für sich und andere. Und genau so kann man mit Lebensgenossen die Erfahrung teilen, die an den Rand bewussten Erlebens geführt hat. Mir zum Wohl. Und anderen auch.

Und ich danke ein erstes Mal für die vielen tollen Zeichen des Begleitens, die ich empfangen durfte – in unterschiedlichster Weise. Ich bin sehr viel offener und achtsamer für meine Welt, als üblich, und das macht diese Kontakte wunderbar.