Mein Schreiben. Täglich.

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Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Tibet: Ob Bilder der Gewalt etwas bewirken?

∞  16 März 2008, 13:11

Was mich im Moment auf Grund der aktuellen Berichterstattung aus Tibet so traurig macht, ist folgender Gedanke:

Jahrzehnte sind vergangen, in denen die Tibeter gewaltlosen Widerstand zu leisten versuchten. Eingetragen hat ihnen dies viel Sympathie. Manch anderes unterdrücktes Volk hätte sich wohl wenigstens diese Aufmerksamkeit gewünscht. Doch war hat es darüber hinaus gebracht? Wenig. Exilexistenzen waren vielleicht leichter zu gründen, weil ein Goodwill an verschiedenen Orten auf der Welt sich in konkrete Hilfsangebote verwandelte.

Aber auf der politischen Ebene bewegte sich wenig bis nichts. Chinas Wachstum hat die KP-Funktionäre mit samt ihrem Machtverständnis zu attraktiven Bräuten gemacht, um die westliche Staaten herum scharwänzelten, als ginge es darum, sich mit einer Prinzessin vermählen zu können.

Ausgeblendet wurden nicht nur lästige Menschenrechtsfragen, sondern auch indoktrinäre bis lenkungspolitische Einflussnahmen in wirtschaftliche Projekte. So lange genügend Zinsen anfallen, wuchert die Gier, und darin treffen sich die Angehörigen aller Staaten.

Jetzt sind die Proteste gewalttätig geworden in Lhasa. Tibeter schlagen zurück, die Wut entlädt sich gegen die Han-Chinesen, die in Lhasa bereits mehr als 50% der Einwohner stellen. Der Staat zeigt seinen ganzen Zynismus nur schon durch die Wahl der Worte:
China ruft Volkskrieg gegen Tibet aus

Es fliesst Blut, und es wird noch sehr viel mehr Blut fliessen. Die chinesische Führung wird mit der “drohenden” Olympiade vor Augen nur Abschottung und Repression parat haben, ohne jede Rücksicht auf Verluste. Dies produziert nun die grossen Schlagzeilen.

Blood sells.

Gewaltlosigkeit aber hat keine spektakulären Bilder. Und so wird auch hier sich nur etwas ändern, indem sich die Gewalt durch ihre Abbildung selbst desavouiert, demaskiert, entblösst, bis niemand mehr wegschauen kann. Das wird viele Menschenleben kosten. Und noch sehr viel mehr abseits aller Beachtung. Und der Ausgang bleibt offen.