Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Thinkabouts kriegen was gebacken

∞  26 Mai 2007, 15:26

Rapport von der vergnüglichen Front eines ganz normalen Eheall-Tags.

Ich stehe auf dem Schlauch. Mir fehlt eine gängige Begriffsbildung für eine neue Art Blog-Eintrag. Also strecke ich den Kopf aus der guten Schreibstube in die frische Luft des Terrässchens, auf dem meine Angetraute Kreuzworträtsel löst, an die ich mich nie wagen würde. Wer will schon gern seiner mangelnden Bildung so direkt überführt werden?

Du, kannst Du mir mal einen Gefallen tun?
Sie schaut hoch, nimmt den Bleistift aus dem Mund und blinzelt mich an:
Soll ich Dir ein Haar am Rücken ausreissen?

Ich muss einfach schallend lachen. Nicht immer kann ich dem entwaffnenden Sinn meiner Frau für die praktischen wirklichen Nöte ihres Gespons so viel abgewinnen wie in diesem Moment. Aber wir haben es einfach gut in unserem Sinn für die täglichen Bedürfnisse…

Nein, sage ich dann, und gehe sehr bald wieder von dannen – nicht ohne brauchbare Antwort, die sehr viel schneller und einfacher gegeben war als meine nach meiner Heiterkeit endlich “konkrete” Frage, die viel umständlicher und länger nicht hätte gestellt werden können…

Irgendwie hat mich die spontane Frage von Thinkabout’s Wife doch umgehauen. Denn wenig später, den irdischen Dingen endgültig zugewandt, machen wir fürs Wochenende eine Roulade. Hierfür wäge ich Mehl ab. Leider schütte ich dieses dann in den Topf der Küchenmaschine, bevor Eier und Zucker schon schaumig gerührt sind. Gerade mal ein halbes Eigelb schaut mich unter dem Mehl noch traurig an.

Jetzt ist es mit der Fassung meiner Frau allerdings vorbei. Meine fehlende Konzentration nervt dabei genau so wie der Verlust an Esswaren und die wahrscheinlich vergebliche Mühe.

In der Folge passiert allerdings das, was bei uns schon fast Gesetz ist:
Ich habe das Talent, eine falsch ausgeführte Hilfestellung in der Küche als der Weisheit letzter Schluss zu verkaufen: Wenn ich die Zwiebel in Scheiben schneide statt in Ringe, wenn ich die Karotten in Würfel schneide statt raffle (macht auch noch viel weniger Arbeit), und das Essen schmeckt trotzdem (das ist bei meinen tatsächlichen schöpferischen Freiheiten nicht immer so logisch, wie es hier möglich scheint) , dann musste alles genau so sein.

Beim Kochen mag das ja noch angehen. Aber beim Backen? Eine Rouladenteigmasse sollte besonders luftig und geschmeidig sein, wenn sie zum Backen aufs Blech gestrichen wird…

Ich werfe die Küchenmaschine an. Scheinbar seelenruhig. Für was hat man denn die Turbokraft der maschinellen Umdrehung? Ich variiere die Drehzahl und kratze den Teig immer wieder von den Rändern. Als er eine bestimmte Feuchtigkeit behält, (fast) ohne dass ich Milch oder Wasser nachschütten muss, schöpfe ich Hoffnung. Die Chance liegt im geschlagenen Eiweiss, das am Schluss untergezogen werden muss – und in der nachträglichen Kunst (nach meiner Schusseligkeit), dieses Eiweiss dabei nicht völlig zu zerschlagen… Luft komme und fliesse ein und lass Dich binden…

Was soll ich sagen…? Wir haben eben das erste Stück der Roulade gegessen… Sie ist nicht gut. Sie ist saugut. Und der Teig liess sich noch selten so gut lösen und dann rollen…


PS von 16h10: Im Auftrag von Thinkabouts Wife formuliere ich noch folgenden Schlusssatz, nur der Ehrlichkeit halber:
Und ich bin der Grösste!

Mit oder ohne Haar am Rücken (das wiederum ist nicht autorisiert).

***


Noch eine Anregung fürs Eheleben:



Fundstück bei stuttgarterweinleben.de