Mein Schreiben. Täglich.

Teilen Sie mit mir unbeschwerte und schwere Gedanken in Prosa oder Lyrik und versuchen Sie, Grau in Blau zu verwandeln - unter welchem Himmel auch immer.

Mir fällt das oft selbst schwer genug...


Thinkabout wird Member von swissblogpress

∞  18 März 2007, 21:03

„Für einmal in eigener Sache”, so wollte ich den Beitrag beginnen. Schon falsch. Denn natürlich schreibe ich immer in eigener Sache. Ohne redaktionellen Auftrag ist dem immer so – und es schadet nichts, sich das auch mal wieder bewusst zu machen: Was ich mitteile, ist subjektiv, und schon deshalb muss es nicht geteilt werden. Wer aber bei mir liest, teilt Zeit mit mir, und dafür verdient er oder sie Ernsthaftigkeit (was nichts mit Humorlosigkeit zu tun hat).

Mit solchen eigenen Ansprüchen schlage ich mich seit den Anfangszeiten herum. Blogs schiessen seit 2004 wie Pilze aus dem Boden. Allein bei myblog.de hat sich in wenigen Jahren die Mitgliederzahl von 50’000 auf 420’000 mehr als verachtfacht!

In der Schweiz hat es bei weitem nicht den gleichen Hype gebraucht, um die Blase auch gleich wieder anzustechen und ein wenig Luft abzulassen. Blogs sind in den Print- und Fernseh-Medien hochgeschrieben und -gelobt und dann auch gleich wieder beerdigt worden.

Aber das Bedürfnis bleibt: Eine Art Ausgangspunkt zu bieten, um sich in der Bloglandschaft zurecht zu finden. Beispiele zu pflegen, die einen Querschnitt aufzeigen, was ein Blog alles sein kann. Lust zu machen auf diese Art Online-Medium und sich von einem Fixpunkt aus durchs Netz hangeln zu können, mit immer neuer Lust auf Trouvaillen.

Bloggen kann anspruchsvoll sein. Wer ein Blog schreibt, ist gleichzeitig sein Verleger. Und Layouter. Und, und, und. Das kann ganz schön stressen. Da wünscht man sich schon mal, rausgepickt und an der Hand genommen zu werden, und Ansprechpersonen für jene Dinge zu finden, die man selbst nicht so gut beherrscht – und umgekehrt Anregungen und Ideen liefern zu dürfen, wie sich anderes noch besser machen liesse.

Kein Wunder, dass ausgerechnet Schweizer schon bald fanden, sie müssten dem wüsten anarchistischen Wildwuchs unter den Blogs etwas entgegen setzen. Also gründeten sie einen Verein mit Namen Swissblogpress und schalteten die entsprechende Seite www.swissblogpress.ch auf. Das versprach mir genau die Deckung meiner Bedürfnisse. Nur, die Kerle wollten mich gar nicht. Und schrieben mir ein Mail. Ich las von den hohen Qualitätsanforderungen, ohne so genau zu begreifen, in welchem Punkt ich diesen Anforderungen nicht entsprechen würde? Ein Serienmail eben, unter Zeitdruck verfasst und die Ignoranz und Arroganz verbreitend, die in einem solchen Fall ein NEIN zwangsläufig ausströmt.

Das mit den Serienmails ist nicht viel besser geworden. Und die Qualitätsanforderungen sind auch nicht unbedingt viel transparenter geworden. Es ist dies aber auch das Problem aller Wettbewerbs-Ausschreibungen, die es zum Thema Blog schon gegeben hat. Vor allem in der Schweiz. Die Szene ist auch hier (zu) schnell gewachsen, und das Blog muss seinen Platz noch finden. Also bin ich jetzt, ein halbes Jahr später, dabei und lasse mich zukünftig also selber anpflaumen, wenn Swissblogpress oder ich oder andere Mitglieder grossspurig daher kommen mögen. Das Ziel aber muss ein anderes sein: Blogs salonfähig machen, ohne dass wir uns in eine uniforme Ecke drängen liessen, und für JEDEN Blogger auch nach Anregungen suchen, die das Hobby noch schöner machen.

Was ich aber vor allem geniessen werde, obwohl ich auch Respekt davor habe: Die Mitgliedschaft bedeutet auch, mich messen lassen zu müssen an höheren Ansprüchen in Form und Inhalt. Genau das aber will ich auch. Ich will mein Schreiben verbessern und mein Denken vertiefen. Auch und vor allem durch die Kritik und die Anregungen von Ihnen, meinen LeserInnen. Schreiben und Lesen mögen individuelle Tätigkeiten sein. Aber wer schreibt, ist immer auch Leser – und Lebensbefrager. Und lange vor den Antworten interessieren schon die gemeinsamen Fragen.

Lassen wir Blogs lebendig sein und unterstützen wir diese urdemokratische Form der Meinungsäusserung – auch durch Sorgfalt und Achtsamkeit, die für den Blogger beim Umgang mit dem zu schreibenden Wort beginnen sollte, wenn er seine Leser vor Augen hat – oder auch nur seinen Kopf, der ausgelüftet werden wird, oder sein Herz, das sogleich freier atmen können soll.

Frohes Lesen – oder frohes Bloggen. Und vor allem ein frohes Leben wünsche ich Ihnen Allen. A real life.